Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Kurzprofil - Versandstellen für Postwertzeichen
26.07.2020
24. Fortsetzung ab Prag
Im Gegensatz zum vielseitigen und informativem Handbuch zur Versandstellenhistorie im Generalgouvernement konnte ich zum Protektorat Böhmen und Mähren immerhin eine kleine Schrift zum Postamt Prag 1 – Philatelie von Beda Minder entdecken aus den Jahren 1980 und 1982 und der Arbeitsgemeinschaft Protektorat Böhmen und Mähren.
Hinweise zu weiterer Literatur sind willkommen. Laut Verfügung Nr. 49 im Postamtsblatt Nr.16 vom 20.3.1943 wurde die Philateliestelle in Prag als nicht kriegswichtig geschlossen und auch anfänglich beabsichtigte Übergangsregelungen wohl außer Kraft gesetzt.
Mit dem Münchener Abkommen Ende September 1938 hatte Hitler schon das Sudetenland als Teil der Tschechoslowakei für das Deutsche Reich annektiert. Frankreich und England stimmten unter Druck zu und „verschoben damit den Kriegsfall“. Die Wehrmacht marschierte im Oktober 1938 ein und schon im März 1939 wurde die Übernahme der Rest-Tschechei als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren vertraglich durch Unterschriften des tschechoslowakischen Staatspräsidenten Emil Hácha und seines Außenministers erzwungen.
Die autonome Selbstverwaltung Tschechiens „endete an den Befugnissen des eingesetzten Reichsprotektors und seinen Weisungen aus Berlin“. Soviel zum Status von 1938 bis 1945.
Wann nun eine Versandstelle am Postamt 1 für die Philatelisten eingerichtet wurde, kann ich nicht genau feststellen, mein „übersichtliches Belegmaterial“ stammt aus den Jahren 1942 und 1943.
Dazu zunächst ein Versandbriefumschlage der Philatelie Poststelle im Postamt Prag 1 mit Datum vom 30. November 1942 und mit Gumminebenstempel zum Absender der Versandstelle und in der Verwendungsform als Postsache. Einschreib- und Nachnahmezettel aufgeklebt.
Im folgenden Belegbeispiel mit Datum vom 14. Mai 1943 wurde auch der Einschreibzettel mit Gumminebenstempel ausgeführt. Mit diesem Datum war eigentlich die Amtsblattverfügung zur Schließung der Versandstelle zum 20.3.1943 bereits überschritten und betraf wohl noch eine Nachlieferung aus dem Dauerbezug.
Es gab auch vorgedruckte Versandbriefumschläge der Philateliestelle am Postamt Prag 1 und in diesem Fall ist das Nachnahmedreieck eingedruckt ebenso wie die Absenderangabe mit Postscheckkonto. Dazu ein Beleg mit Datum vom 11. März 1943.
und einmal komplett mit Lieferschein zur Ausgabe Tag der Briefmarke im Jahr 1943
Bevor es alphabetisch in das Saarland gehen soll, bedarf es doch noch einer Einfügung mit dem Buchstaben R und zwar das Postamt Regensburg.
Die Versandstellen für die Philatelisten an den Postämtern Berlin 12, Frankfurt 1 und Weiden hatten auch Verkaufsschalter für Philatelisten. Dieser war in Berlin auch in der Goethestraße 12 im Postamt eingerichtet, in Frankfurt war der Verkaufsschalter im Postamt 1 Zeil 108 eingerichtet und die Versandstelle Weiden hat ihren zugehörigen Verkaufsschalter in Regensburg - zumindest dies in früheren Zeiten. Regensburg war zunächst übrigens Favorit für die Planung als Standort einer 3. Versandstelle gewesen, aber politisch wurde Weiden im damaligen Zonenrandgebiet schließlich gewählt, um hier eine Unterstützung der Infrastruktur der Wirtschaftsregion zu bekommen.
Bevor es zur Vorstellung der Versandstelle Weiden kommen soll, ist dann an dieser Stelle also alphabetisch der Verkaufsschalter Regensburg vorzustellen. Der Standort Weiden war bekanntermaßen mit der Einführung der Automatenmarke verknüpft und dazu dann an dieser Stelle einmal ein Beleg aus Regensburg mit dem Ersttag der Berliner Automatenmarke am 4.5.1987, die zwar bestellt werden konnte, aber außerhalb von Berlin nur in Frankfurt Postamt Zeil und in Regensburg am Schalter zu bekommen war.
Alphabetisch geht es nun im Thema Versandstellen in das Saarland
Saarland
Ähnlich der zu Beginn vorgestellten Versandstelle ALLENSTEIN gab es im SAARLAND nach dem 1. Weltkrieg eine besondere politische Situation und auch hier erfolgt im Michelkatalog die Einordnung unter dem Kapitel ABSTIMMUNGSGEBIETE.
Trotz sicherlich schwierigen Zeiten gab es auch in diesem Fall interessierte Philatelisten mit dem Wunsch zum Markenerwerb und dem kam wohl am Postamt Saarbrücken 3 (St. Johann) die Wertzeichenstelle nach, wie dies der folgende Beleg mit Datum vom 17.6.1920 mit einer Nachnahme über 19 Mark an den Privatier Wilhelm Daumiller in Karlsruhe dokumentiert. Nicht abgebildeter rückseitiger Ankunftsstempel dokumentiert Karlsruhe Postamt 1 ebenfalls schon mit diesem Tag und 7-8 N (für nachmittags).
Kurzprofil - Versandstellen für Postwertzeichen
05.08.2020
25. Fortsetzung Saarland
Im Januar 1935 kam das Saarland in seinen alten Grenzen nach der Volksabstimmung vom 13. 1. 1935 zurück in das Deutsche Reich.
Das schicksalhaft apokalyptische Ende des 2. Weltkrieges erbrachte erneut territoriale Konsequenzen und die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen der alliierten Siegermächte. Der französische Besatzungsteil ist mit 4 Regionen festzuhalten. Württemberg, Baden und Rheinland – Pfalz wurden bereits vorgestellt. Das Saarland wurde allerdings dann ab dem Jahr 1946 aus dem Verbund der westalliierten Zonen stückweise herausgetrennt und Frankreich schließlich als Wirtschaftsraum 1947 angegliedert mit entsprechender Bürokratie, und Währungsumstellung auf Franc (20.11.1947). Ab dem Jahr 1948 war die vollständige Zoll- und Währungsunion mit Frankreich vollzogen.
Folgend ein Beleg aus dem Saarland mit Gumminebenstempel der Wertzeichenversandstelle und hier am Postamt 2 in (18) Saarbrücken und mit Datum vom 14.1.1948
Der nachfolgende Beleg dokumentiert nun mit dem Datum vom 12.11.1947 und dem Postamt Saarbrücken 2 die eingerichtete Wertzeichenversandstelle mit Absendereindruck auf dem Briefumschlag und abgerechnet wird im Nachnahmebeleg noch in Mark und Pfennig.
Der obige Beleg dokumentiert nun mit dem Datum vom 12.11.1947 und dem Postamt Saarbrücken 2 die eingerichtete Wertzeichenversandstelle und abgerechnet wird im Nachnahmebeleg noch in Mark und Pfennig.
Auch im folgenden oberen Belegbeispiel aus dem Februar 1948 dokumentiert sich noch die Abrechnung weiterhin in Mark und Pfennig.
Im vorstehendem unteren Versandumschlag aus dem Jahr 1950 sind nun die Umbenennung auf Versandstelle für Sammlermarken beim Postamt Saarbrücken 2 und die Abrechnung des Nachnahmebetrages in Franc zu registrieren. Ich konnte 3 verschiedene Rottöne im Druck des Nachnahmedreiecks bis dato registrieren. Im Einschreibnummernzettel tritt der Kennbuchstabe w wohl für Wertzeichenstelle auf und ändert sich auch in meinen vorhandenen Briefbelegen bis zum Jahr 1955 nicht mehr.
Dazu nachfolgend ein entsprechend neu gestalteter Versandsbriefumschlag mit dem Nachnahmehinweis Contre Remboursement und der Währungsangabe Frs. Einschreibdeklaration mit dem Zudruck Recommande. Einschreibzettel unverändert.
Im Jahr 1955 war die Bevölkerung wieder einmal aufgerufen, über ihre Landeszugehörigkeit auf politischer Ebene abzustimmen. Gleich ob Volksbefragung oder Volksabstimmung in diesem leidenschaftlich von allen Seiten geführten Wahlkampf und Wahltag am 23.10.1955 wurde das von Adenauer und Mendes France 1954 ausgehandelte Saarstatut („Zukunftsvision einer europäischen Staatenidee“) von der saarländischen Bevölkerung mit einer 2/3 Mehrheit abgelehnt und der Landtag trat unmittelbar zurück. Die Konsequenz der Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik wurde vertraglich auf politischer Ebene zum 1.1.1957 und auf wirtschaftlicher Ebene zum 6.7.1959 im Saarabkommen zwischen Deutschland und Frankreich schließlich vereinbart. Auch auf den Briefumschlägen der Versandstelle für Sammlermarken kann diese teils zerstrittene und bis in die Familien reichende politische Zeitphase im Saarland dokumentiert werden.
Der nachfolgende Brief belegt diese Wahlkampfzeit 1955 mit dem Überdruck VOLKSBEFRAGUNG 1955 mit 3 Marken der Freimarkenausgabe aus dem Jahr 1952/1955 durch die Franz. Postwertzeichendruckerei.
In der Rückgliederungsphase bis 1959 und vollständigen Integration in die BRD blieb die französische Währung bis zum 5.7.1959 erhalten und in dieser Phase gab die Deutsche Bundespost eigene Marken für das Saarland heraus. Dies geschah meistens motivgleich zur bundesdeutschen Ausgabe allerdings in Francwährung. Auch auf den Briefumschlägen der Versandstelle können aus dieser letzten Phase noch Besonderheiten entdeckt werden. Die Zolldeklaration wurde noch im grünen Rechteck eingedruckt und ebenso in rot das Nachnahmedreieck. Der Nachnahmehinweis eingedruckt in Franc wurde in die DM – Währung handschriftlich ergänzt. Der langjährig genutzte Einschreibzettel Saarbrücken 2 mit dem Kennbuchstaben w (Wertzeichen) wurde dem BRD – Format angepasst und der Kennbuchstabe in vs für Versandstelle geändert. Die folgenden Briefstücke stammen aus dieser Zeit von 1957 bis 1959.
Fortsetzung folgt dann unter einem weiteren Untermenüpunkt mit dem Postamt SCHWERIN