Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung
Kurzprofil - Versandstellen für Postwertzeichen
09.07.2020
22. Fortsetzung Leipzig bis München
Die mittlerweile 22. Fortsetzung im „Kurzprofil Versandstellen“ führt alphabetisch nun nach Leipzig und damit in die frühe Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Das Postamt Halle an der Saale wurde bereits vorgestellt mit der damaligen Postleitzahl 19 und in Leipzig war wohl der Bezug von Wertzeichen beim Postamt C1 möglich und hier im PLZ – Gebiet 10.
Noch einmal ein Detailblick im Jahr 1946 auf die Sowjetzone mit Leipzig PLZ 10 und den angrenzenden Regionen 2, 15 und 19.
Zunächst ein Blick auf das Hauptpostamt Leipzig gestempelt im Jahr 1911
Schon recht früh aus dem Dezember 1945 kann ein Brief der Wertzeichenstelle Leipzig vorgestellt werden
Obiger Ausschnitt (Kontrast verstärkt) stammt vom folgenden Brief mit Datum 30.12.1945 und der vermutliche Philatelist hat direkt nach Weihnachten 1945 sich wohl einen Markenwunsch beim Postamt Leipzig unter der sowjetischen Besatzung Sachsens erfüllt.
Die Sendung ging nach Schleswig – Holstein in den kleinen Ort Delve.
Zur Wertzeichenstelle Leipzig in der Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges ist mir im Internet ein Beleg aus einer Auktion bei Jennes & Klüttermann Köln im Jahr 2014 und damals 59. Auktion ins Auge gefallen. Ich hoffe mit der Vorstellung kein Copyright zu verletzen.
Der Beleg ist aber höchst interessant und bestätigt schon zum März 1946 die Auflösung der Versandstelle.
Diese Nachkriegsversandstellen waren demnach in der Regel nur kurzfristig eingerichtet und schwankten im Zeitraum von einigen Monaten bis maximal wohl 4 Jahre. Ich habe diese Abbildung auch in den Standort Leipzig nachträglich eingereiht.
Alphabetisch geht es nun nach München mit einer Vorstellung des Markenerwerbs über die dort eingerichtete Versandstelle.
MÜNCHEN
Ähnlich der Kolonial – Wertzeichenstelle in Berlin zu kaiserlichen Zeiten hatte das Verkehrsamt der K.B. (königlich – bayrischen) Posten und Telegraphen in München im Postamt München 2 in der Bayerstraße schon frühzeitig eine Bezugsmöglichkeit für Briefmarkensammler eingerichtet. Dazu ein Einschreib- und Nachnahmebrief mit Datum vom 10. Mai 1912 (R-Zettel aufgeklebt, Nachnahmedreieck eingedruckt).
Das damalige Postgebäude wurde im Stil der Neurenaissance im Jahr 1871 errichtet und hatte anfangs offiziell die Bezeichnung Oberpostamtsgebäude und königliche Telegraphen-Centralstation. Im 2. Weltkrieg teils zerstört wurde das Gebäude im Jahr 1949 renoviert und wurde aktuell größtenteils zum Hotelbetrieb umfunktioniert.
Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und Ende der bayrischen Monarchie erfolgte unter Kurt Eisner der Weg zur demokratisch – sozialen Republik Bayerns unter dem Begriff „Volksstaat Bayern“ und die Freimarkenserie König Ludwig III. wurde entsprechend überdruckt. Dazu beispielhaft ein Brief der Postwertzeichen – Verkaufsstelle mit Datum vom 2. August 1919.
Im obigen Versandumschlag ist im Verkehrsamt der B. Posten und Telegraphen in München der Buchstabe K für königlich im Vordruck verschwunden, B für bayrisch blieb natürlich erhalten und das Verkehrsamt ist wohl entsprechend dem Einschreibzettel in das Postamt München 2 benachbart umgezogen.
Mit dem Ende der eigenständigen bayrischen Postverwaltung waren ab dem 1. 4.1920 die Reichspostausgaben zu verwenden. Aber auch in diesem Fall wurden sparsam Ausgaben der sog. Abschiedsserie in Bayern durch die Münchener Druckerei Bruckmann überdruckt mit „Deutsches Reich“ und dazu ein Versandbriefumschlag aus München und dem Jahr 1920.
Interessanterweise hat im obigen Beleg das Verkehrsamt der Bayer. Posten und Telegraphen im Absendereindruck nun explizit auf die Postwertzeichen Verkaufsstelle hingewiesen. Nachnahmedreieck weiterhin eingedruckt und evtl. erneuter Umzug nun in die Hopfenstraße und Einschreibzettel Postamt München 48. Vielleicht kann hier zu den Lokalitäten der genannten Postämter ein Münchener Heimatsammler einmal hoffentlich genauere Details freundlicherweise liefern.
Kurzprofil - Versandstellen für Postwertzeichen
17.07.2020
23. Fortsetzung München
Im Jahr 1922 wurde dann in München die Gewerbeschau durchgeführt. 4 Jahre nach Kriegsende wurde diese Leistungsschau der deutschen Industrie und des Handwerks hoffungsvoll geplant als Perspektive einer positiven Zukunft nach Kriegs- und drohender Inflationszeit. Zeitraum der Gewerbeschau war vom 13. Mai 1922 bis zum 8. Oktober 1922 und Signum der Ausstellung war die Silhouette dreier Männerköpfe entworfen von Max Eschle, die auf Plakaten reichsweit z.B. Bahnhöfen für die Gewerbeschau warben. Auch Fiskalmarken wurden entsprechend zur Werbung gedruckt
und auch im Maschinenwerbestempel als Motiv in München eingesetzt
In der reichsweiten Werbung für die Gewerbeschau fanden Werbeschrifteinsätze in den Maschinenstempeln der großen Städte und Postämter statt und dazu beispielhaft einmal
Hannover
Berlin
die Lokalität der Gewerbeschau war der Ausstellungspark auf der Theresienhöhe
der Rückseitenausschnitt dokumentiert einen Ausstellungsbesuch vom 22.7.1922
sogar eine Sondermarkenserie der Deutschen Reichspost mit 6 Werten erschien
Nach einem Entwurf von Prof. Ehmcke wurden die Briefmarken der Deutschen Reichspost zur Gewerbeschau mit dem Stadtwappen München mittig gestaltet. Die Gewerbeschau wurde mit über 3 Millionen Besuchern ein Erfolg und die Reichspost hatte nicht nur die Briefmarkenserie herausgegeben, sondern war wohl auch im Gelände mit einer Poststelle präsent zugehörig zum Postamt München 1. Dazu ein Brief mit Sonderstempel der Gewerbeschau vom 27. Mai 1922 und als Einschreibsendung mit lokalem Sondereinschreibzettel. Rückseitiger Ankunftsstempel Postamt Augsburg 8 mit Datum 28.5.26 nicht abgebildet.
Interessant nun ist links oben der Absenderstempel zu diesem Briefbeleg
Wenn auch etwas kontrastarm so ist doch eindeutig der Gumminebenstempel lesbar mit:
Markenverkaufsstelle der Reichspost München 1 Brieffach Postscheckkonto München 40700
Auch der nachfolgende Versandbriefumschlag (großformatig 26,5 cm x 19,5cm!) dokumentiert den erneuten Umzug und nun wohl in das Postamt 1. Im Gumminebenstempel des Absenders wird die früher vorgestellte Postwertzeichen – Verkaufsstelle des Verkehrsamtes der Bayer. Posten und Telegraphen in München auch in diesem Fall zur Markenverkaufsstelle der Reichspost München 1 Brieffach und ferner noch Angabe des Postscheckkontos. Mit Datum vom 25. Januar 1923 und dem Nachnahmebetrag über viertausendeinhundertsiebzig Mark dokumentiert sich der zunehmende Währungsverfall.
Dieser Nebenstempel findet sich dann auch in eingedruckter Form auf Versandumschlägen wie zum Beispiel mit dem nachfolgenden Beleg und mit Datum vom 29. März 1923 und der Nachnahmebetrag lief diesmal über fünfunddreißigtausendachthundertsechsundvierzig Mark und dokumentiert auch hier die ansteigende Währungsinflation.
In der obigen Form als Wertbrief sind Briefumschläge der Postwertzeichenversandstellen relativ selten. Von den beiden rückseitigen Siegeln habe ich ein Exemplar im Detail folgend abgebildet.
Inschrift: VERKEHRSAMT POSTEN U.TELEGRAPHEN MÜNCHEN
Mein letzter Brief zur Markenverkaufsstelle der Reichspost mit dem Standort Postamt 1 in München datiert als eingeschriebene Postsache mit Datum vom 6. Dezember 1923 und erreichte den Volksschullehrer Fritz Oestreicher in Aindling bei Augsburg am nachfolgenden Tag.
Seine Briefmarkenbestellung war als einzuziehender Nachnahmebetrag mit Worten in folgender Höhe vermerkt: Acht Billionen Zweihundertvierundneunzig Milliarden Mark
Seit dem 1. Dezember 1923 war eigentlich die neue Währung mit der RENTENMARK gültig und hier taucht die Frage auf in welcher Papiermenge er nun wohl bezahlt hat. Ansonsten sind Geldwerte in Billionenhöhe und 12 Nullen für Normalbürger nicht vorstellbar und aktuell in Coronazeiten können dies nach fast 100 Jahren auch wiederum nur Politiker. Hoffentlich gehen diese Summen diesmal gut.
Damit ist die Vorstellung der Versandstelle mit dem Standort München vorläufig beendet und es geht alphabetisch nach Prag mit einem neuen Untermenüpunkt