Deutsche Postautomation

Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung.



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Klüssendorf, Gerätetyp 667


Erster und bis dato einziger „online Automatenmarken-Drucker“ im Schalterbetrieb der Deutschen Bundespost.


Dieser Vorgang der deutschen  Postautomation hat durchaus auch seinen Platz im Kapitel Schalterautomation, da dort aber speziell  das Spektrum Schalterautomation im Vordergrund steht mit seinen vielfältigen Anwendungsbeispielen (Bankbetrieb usw.)   im EPOS 1 und System, gehört der Schalterwertzeichendrucker (SWZD) Typ 667 der Fa. Klüssendorf  doch  der Übersicht  halber in  das ATM- Kapitel.  Der Typ 667 war nur an 5 (4) Postschaltern über insgesamt 22 Monate ab 7.10.1982  bis 31.7.1984 in Erprobung der deutschen Post und wird deshalb hier seinen „Schwestergeräten“ Typ 651 aus der „offline“-Version , die bis 19.3.1993 im  Einsatz waren, in der Abhandlung und im Sachregister vorgezogen. Die Versandstellen- Schaltwerwertzeichendrucker Typ Klüssendorf 829 waren sogar bis zum 30.04.1994 im Einsatz.

 
Rechts oben Typ 667  und unten mit  Tastatur Typ 651 von  Klüssendorfmit schwarz markiertem 667 - Anteil

Bei der „online- Version 667“, die im Systembereich Marken-Zuführung und –Druck maschinell typgleich war mit der „offline- Version 651“, konnte ja auf den  Tastaturbereich verzichtet werden, da dieser im Rechner des Schalterbetriebs integriert war. Die Abbildungen stammen beim 651 von einem Werksfoto Klüssendorf im Wickert-Druck und Verlag Th. Linke, Versmold und beim 667 von einem Werksfoto Klüssendorf  als Vorlage für eine Maximumkarte der Fa. Hagenbach. Die folgenden Abbildungen zeigen die Positionierungen im EPOS-Schalter (sog.1.Generation).  EPOS steht für Einsatz der Datenverarbeitung  am Postschalter.
Links auf der Maximumkarte der Fa. Hagenbach sieht man Tastatur, Bildschirm, daneben direkt die integrierte Waage und rechts noch angedeutet der integrierte Rückgeldautomat , der auf der rechten Maximumkarte der Fa. MaxiPhil deutlicher zu sehen ist. In einem Ausziehfach dann rechts noch gut zu erkennen der Klüssendorf- Schalterwertzeichen- Drucker Typ 667, dem wohl soeben der Schalterbeamte eine ATM entnommen hat.

   
Die jeweils 2 Versuchsschalter waren  im Postamt Wiesbaden 1 ab 7.10.1982 im Einsatz, beim Postamt Bonn 2 ab 9.2.1983 und in Hannover 1 ab 3.6.1983  und hatten gemeinschaftlich an allen 3  Postämtern ihren letzten Einsatz am 31.7.1984. Die einzelnen Schaltergeräte waren untereinander im Standort-Postamt integriert und über einen Zentralrechner beim PTZ in Darmstadt auch rechnerisch erweitert und noch in den Postsparkassendienst  aufgeschaltet. Hierzu mehr im Kapitel Schalterautomation.
Seine technische Stärke hatte das System bei der Aufgabe einer Briefsendung mit Portoerrechnung unter Berücksichtigung von Gewicht, Versendungsart und Zielort.
Kein Schalterbeamter musste z.B. bei einem Luftpostbrief nach Australien wissen, dass eine Wertbriefaufgabe nicht möglich war und er erhielt eine passende ATM in möglichen 5Pfennigschritten. 
Denn dies war eine entscheidende Änderung bei den ATM aus den Schalterwertzeichen-Druckern im Gegensatz zu den vorgestellten ATM aus den Münzwertzeichen-Druckern ( s. vorheriges Kapitel Typ 631): Das Spektrum der Wertzeichen reichte bei den SWZD von 5 Pfennig bis 99,95 Deutsche Mark, dabei wurde der letztgenannte Wert ausgegeben als 9995 Pfg!
Ein weiteres und am 7.10.1982  überraschendes Novum war die auf Anforderung mögliche erste Automatenmarkenquittung in Deutschland  (C6 Format).



Der kundige ATM- Sammler kann durchaus, wenn auch etwas mühsam erkennen, dass die 5Pfennig-ATM in Type II gedruckt ist und der Wert 9995 Pfennige in Type I (s.a. Kapitel Klüssendorf 631).
Die Erklärung liegt darin, dass von den 6 Geräten Klüssendorf 667 im Schalterbetrieb ein Gerät und zwar in Bonn am Schalter 2 in Type II druckte, die restlichen Geräte in Type I. ( Der Vollständigkeit halber sei für den zukünftigen Super- ATM- Spezialisten vermerkt, dass es allerdings durch Reparaturnotwendigkeit in Wiesbaden  ab Juli 1983 eine Mischtype gab, die in der 2. Ziffer von rechts in Type II druckte). „Grundsätzlich“ wurden ja die Marken der SWZD 651 in Type II ( s. Kapitel Klüssendorf Typ 651) gedruckt und wurden auch in dieser Form bereits vor ihrem Ersttag dem 27.9.1982 von der Versandstelle in Weiden so ausgeliefert. Dementsprechend verständlich ist also die relative Seltenheit der ATM aus den Geräten 667 zu erklären, denn erstens waren es nur 5  Geräte in Type I und die Laufzeit insgesamt nur 22 Monate.

Lose Marken mit ATM-Quittung sind ferner ebenfalls relativ selten angefordert worden, und sie wurden dann noch  meistens auf Briefen verklebt und am Terminalschalter anschließend aufgegeben.

Die Erklärung ist der zeitlich deutlich kürzere Produktionsablauf zur ATM als Postwertzeichen im Rechner des EPOS- Systems gewesen als die Aufgabe als Briefsendung. Denn hier wurde der komplette integrierte Aufgabevorgang abgerufen unter Einschaltung von Waage und Abruf der Versendungsart und Zielort! Die passende ATM wurde dann verklebt und die zugehörige Quittung lautete nicht über „Postwertzeichen“ sondern über „Gebühr für Briefsendung“!

Der Einwand: So etwas ist heute alles nicht mehr zu erhalten, ist persönlich zu widerlegen. Sicherlich sind solche Dinge selten, aber sie werden auch seltener gesucht und der Autor hat obige 9995er Marke mit Quittung auch erst im September 2007 mit  etwas Glück bei ebay ersteigert. Es war nicht billig, weil gute Dinge auch bei ebay „nicht verloren gehen“, aber es tauchen auch nach fast 27 Jahren ATM- Geschichte in Deutschland Seltenheiten auf aus Sammlungen, die aufgelöst werden , leider auch von verstorbenen Sammlerfreunden der ersten ATM- Stunde. Dies ist in anderen Philateliebereichen  seit Jahrzehnten so bekannt und erlebt und für die ATM- Philatelie noch etwas neu.



Belege im EPOS-System sind speziell in besonderen Versendungsformen sicherlich sehr reizvoll und nicht so häufig.  Aber auch hier möchte ich wie im Kapitel Klüssendorf 631 zunächst die Produktion der Automatenmarke in den Vordergrund stellen, und eine Abhandlung zu den Belegen in einem späteren Unterkapitel abhandeln.
Ein Beleg soll hier aber vorgestellt werden, da in Bonn am Postamt 2  auch die alleinige Kombinationsmöglichkeit von Klüssendorf 631 und 667 möglich war, und dies auch durch entsprechende  Quittungsbelege zu dokumentieren ist.
Bis zur Beendigung des Betriebsversuches der Schalterterminals hatten ja die Postämter Wiesbaden und Hannover noch keine Münzwertzeichendrucker, daher sind dort keine Kombinationsbelege zwischen Klüssendorf 631 und 667 möglich.

Auch wenn der obige Beleg sicherlich philatelistisch beeinflusst war, sollte er wohl einen „logischen“ Versendungsablauf dokumentieren. Nachdem zum Versand aus dem MWZD 631 vor dem Postamt eine 80Pfg. ATM mit Quittung gezogen worden war, hat der Briefversender aus „Sicherheitsgründen“  wohl noch im Postamt am EPOS- Schalter nachträglich eine versicherte Versendungsform gewählt und für die Einschreibversicherungsgebühr über 2DM  notwendigerweise eine EPOS- Quittung  erhalten.



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