Deutsche Postautomation

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Klüssendorf, Gerätetyp 651 und 829


12-jähriger Einsatz der offline Schaltertwertzeichendrucker von Klüssendorf


Das PTZ (Posttechnisches Zentralamt ) in Darmstadt plante schon ab Frühjahr 1980 die Schalterautomation ( s.a. Kapitel Klüssendorf Typ 667 ) und in diesem Rahmen wurden „kleinere“ ATM- Drucker gefordert , so dass es zur Entwicklung sowohl von online- als auch offline- Versionen der Schalterwertzeichendruckern (SWZD) durch die Fa. Klüssendorf in Berlin- Spandau kam. Voraussetzung war, dass die ATM- Vordrucke wie in den Münz-wertzeichendruckern (MWZD) ohne Druckunterschied passend akzeptiert wurden.



Werksfoto SWZD 651 im Wickert Druck und Verlag Th. Linke , Versmold


Die offline- Version 651 gebaut bis 1987 in der kompakten Gerätegröße von ca. 37mal 37cm mit einer Höhe von 15cm kam auch der Versandstelle Weiden sehr gelegen zur ATM-Produktion als Ersatz für die riesigen 631-Geräte. Es wurden also die  Tastensätze 1 (1981) und 2 (1982)  produziert in Type I durch MWZD (s. vorheriges Kapitel Klüssendorf „631“) in Weiden noch bis ca. August 1982, danach in Type II durch SWZD !! Bei den Automatenmarken der Versandstelle Weiden  im Schalterwertzeichenspektrum zwischen 5Pfg. und 9995Pfg in 5Pfennigschritten  erfolgte bereits auch die Auslieferung vor dem offiziellen Ersttag  mit dem 27.9.1982  durch Druck mit  Klüssendorf  SWZD in Type II.

Nur die im Kapitel Klüssendorf 667 genannten 5 online SWZD druckten in Type I, damit erklärt sich erneut die Seltenheit (spez. in den Wertstufen außerhalb der ersten beiden Tastensätze), und sie hatten somit auch ihren eigenen Ersttag live am 7.10.1982 mit EPOS Eröffnung in Wiesbaden.

Auch Wertstufen aus den alten Tastensätzen konnte ja weiterhin in Weiden beliebig nachbestellt werden, wurden aber dort nur in Type II durch die SWZD  produziert, an der ATM- Produktion  in den Ortsgeräten änderte sich zunächst einmal typenmäßig  nichts.

Es gibt „keine ATM- Regel“ ohne Ausnahme in Deutschland! Es gab auch später ganz wenige SWZD „651“-Geräte bzw. Standorte auch in Type I außerhalb des EPOS- Systems, aber weshalb und warum davon berichte ich an passender Stelle, um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften!
Ihren ersten Schaltereinsatz außerhalb von Weiden hatten dann die SWZD zeitgleich mit der Eröffnung des Schalterterminals in Wiesbaden am 7.10.1982. Es waren 8  Schalter mit SWZD bestückt und zwei Sonderschalter. Waren schon die Schalterterminals mit den online- Geräten am 7.10.1982 in Wiesbaden nur von wenigen Spezialisten beachtet worden, so waren die parallel laufenden offline- Geräte  in ihrer Dokumentation am Ersttag ihres Einsatzes noch weniger besucht worden und sind , da die offline- SWZD keine ATM- spezifische ( obwohl Schnittstelle dafür an den Geräten vorhanden war) Quittung abgaben, nur auf wenigen Belegen dokumentiert.
Dazu muss der Spezialist die Tagesstempel mit den unterschiedlichen Kennbuchstaben kennen, wenn er die Ortsgeräte den verschiedenen Schaltern zuordnen will. Dafür gibt es sicherlich auch Interessierte, die sich dann allerdings schon den Maassen/Weber-Katalog anschaffen müssen. Die nächsten SWZD wurden dann erneut parallel zu den  EPOS-Eröffnungen in Bonn 2 am 9.2.1983 an 5 Postschaltern und in Hannover 1 am 3.6.1983 sogar an 10 Schaltern aufgestellt.



In Ermangelung der Möglichkeit von Automatenquittungen kam es im Zusammenhang mit den SWZD häufig zur Anforderung von Handquittungen durch den Schalterbeamten. Die obige Ersttagsquittung eines SWZD in Hannover dokumentiert also am 3.6.1983 mit dem Kennbuchstaben „ej“ den Schalter 21 im Postamt Hannover 1. Solche Belegstücke kann man dokumentieren, sollte aber entsprechend der Seltenheit akribische Suchaktionen vermeiden und auf  zufällige Gelegenheiten achten.

Mit der Amtsblattverfügung 874/1984 vom 25.10.1984 kam es am 27.11.1984 zur weiteren Erprobung von SWZD des Gerätetyps 651 der Fa. Klüssendorf  ( alles in Drucktype II ) in allen Oberpostdirektionen an insgesamt 14 Postämtern (Bremen 1; Düsseldorf 101; Freiburg1; Hagen1; Hamburg 36; Kiel 1 ; Koblenz 1; Mannheim 12;  München 1 ;  Münster 11; Nürnberg 1; Regensburg 11; Saarbrücken 13 und Stuttgart 5O ) mit insgesamt 44 Geräten.

Da die einzelnen Versandstellen auch häufig philatelistische Ereignisse begleiteten, brachten sie gelegentlich vorproduzierte ATM- Werte mit, bauten aber auch bei größeren Ereignissen ihre SWZD auf und druckten angeforderte ATM Werte zwischen 5Pfg. und 99,95DM!

Hier kann man sich streiten über den ersten Sondereinsatz. Es wird diesbezüglich immer die „Lympurga 83“ vom 16.6. bis 19.6.1983 genannt, andererseits hatte das Postamt Wiesbaden 1 am 7.10.1982 zwei Sonderschalter mit SWZD in der Schalterhalle aufgebaut (Tagesstempel „ti u.tj“), die nicht zum regulären Schalterbetrieb gehörten und nur zur Eröffnung des Schalterterminalsystems ( 1Tag) installiert waren! Meine Dokumentation Sonderstandorte SWZD beginnt also schon in Wiesbaden am 7.10.1982.


 

60Pfg.Sonderganzsache zur Lympurga 1983 mit ATM 200 als Ergänzungsfrankatur  Einschreiben

Die weiteren Sonderstandorte könnten in einem Unterkapitel einmal dargestellt werden, sind aber jetzt und hier sicherlich nur verwirrend.

In der Chronologie des Kapitels 12 Jahre Schalterwertzeichendrucker kommt jetzt ab 1987 zunächst eine Weiterentwicklung der Fa. Klüssendorf  der Gerätetyp 829 von Klüssendorf ins ATM-Geschehen.

 Wir erinnern uns, dass bis dato nur die im Rahmen der Automatenmarke neu gegründete Versandstelle in Weiden für die ATM- Produktion zuständig war. Auch ATM- Bestellungen , die an die Versandstellen in Frankfurt und Berlin gerichtet waren - den bisher gewohnten Versandstellen der Deutschen Bundespost und Deutsche Bundespost Berlin – wurden an Weiden weitergeleitet und von dort ausgeliefert. Mit Amtsblatt-Verfügung  vom 19.1.1987 änderte sich diese Vorgabe. Zum Datum 1.2.1987 (dies war allerdings ein Sonntag s. bezüglich Dokumentationsmöglichkeit) waren alle drei Versandstellen nun in der Abgabe der Automatenmarken gleichberechtigt und druckten selbstständig aber zu aller Überraschung in einer neuen fortentwickelten SWZD- Version dem  Klüssendorf - Gerätetyp 829.




 Die Abbildung zeigt den SWZD Klüssendorf Gerätetyp 829  als Ausschnitt aus einer FIDACOS Maximumkarte (A7/87) .Besonders die Rollenbestückung war deutlich vereinfacht und damit für das Schalterpersonal erheblich erleichtert.
 Druckten die neuen Versandstellengeräte noch vom 1.2.1987 an nur die „alte grüne ATM“ auch in Berlin, so kam ab 4.5.1987 die Berliner Ausgabe mit Schloss Charlottenburg hinzu. Ab Ersttag 4.5.1987  wurden auch 5 Berliner Postämter (1000 Berlin PA 20; 30; 41; 44 und 51 ) mit SWZD des neuen Typs 829 ausgestattet , die im Gegensatz zur Berliner Versandstelle natürlich nur Berliner ATM abgaben bis zum 28.3.1991. Danach kam in alle  SWZD  und auch MWZD ( s. Kapitel MWZD 631, hier teils schon früher) wieder die „grüne alte bundesdeutsche ATM“ zum Einsatz bis zum Motivwechsel am 19.5.1993. Ebenso wie bei den MWZD ist auch bei den SWZD die „grüne“ Berliner- ATM- Phase nicht besonders beachtet worden und auch zeitlich deutlich begrenzt.
Bei den Versandstellen konnte die grüne ATM aber noch bis zum 31.3.1994 bezogen werden, postgültig blieb sie aber bis zum 30.6.2002.

Aber das Jahr 1987 hatte noch eine weitere wichtige Entwicklung im Postautomationsbereich der Deutschen Post zu verzeichnen und zwar im Schalterbereich. Nach Auswertung der Versuchsserie im EPOS  der 1.Generation von 1982 bis 1984 in Wiesbaden, Bonn und Hannover startete die Post zum 2.12.1987 die Installation der 2.EPOS-Generation, und dies war flächendeckend für Deutschland geplant. Dazu ist ein eigener Artikel zur Automation im Schalterbereich geplant. Für den ATM- Sammler ist wichtig zu wissen, dass die Post im EPOS der 2.Generation absolut keine ATM- Drucker  vorgesehen hatte!
Wenn dann beim Start in Hildesheim und Hannover noch SWZD eingesetzt waren, so wurden die SWZD in Hannover an EPOS- freie Schalter verlegt bzw. in Hildesheim wurde noch ein letzter (!) SWZD Typ Klüssendorf  829 neu aufgestellt, aber ebenfalls an einem Schalter ohne EPOS- System!
Wenn also später noch neue Standorte wie Goslar, Friedrichshafen, Landshut, Bochum, Essen, Bottrop und Rheine auftauchten, so waren dies alles verlegte Geräte , die aus den bisherigen Standorten weichen mussten, da dort das EPOS- System der 2.Generation installiert wurde! Da nur Hildesheim einen SWZD Typ 829 außerhalb der Versandstelle im bundesdeutschen Gebiet hatte, ist auch nur ein „verlegter Standort“ in  Goslar damit bestückt worden. Die anderen Postämter erhielten die alt“bewährten“ Typen aus der Baureihe 651!

Aber wie schon gesagt: „Keine deutsche ATM- Regel ohne Ausnahme“!

Beim Postamt Münster 11 wurden tatsächlich in Vorbereitung auf das neue EPOS- System die SWZD im Oktober 1988 zunächst abgebaut, aber es kam vom 1.12.1988  bis zum 7.3.1989 zur erstmaligen und einmaligen Schalterbegegnung von EPOS und SWZD 651 allerdings in der „offline- Version“ ohne Schnittstellennutzung. Eine EPOS- Quittung über ATM- Bezug war nur unter Handeingabe am EPOS-System möglich!



Ferner wurde eingangs noch auf  weitere Ausnahmen hingewiesen: Insgesamt 4 Standorte  ( 3 Sonderstandorte und ein regulärer Postamtstandort) konnten von der aufmerksamen Sammlerschaft mit SWZD 651 und Typendruck I ausfindig gemacht. werden.

Es waren die Sonderstandorte Nürnberg „Ferphilex 1985“, Hof/Saale am „Tag der Marke 1985“ und Sindelfingen 1986 auf der „4.Briefmarkenmesse Südwest“ und als regulärer Standort wohl noch  Friedrichshafen 11( Letzteres  noch nicht sicher  geklärt) ab Umsetzung 1989 bis August 1990. Eine Erklärung liegt wohl in den zurückgezogenen SWZD-667-Geräten aus der 1.EPOS-Generation der Fa. Klüssendorf. Solche Geräte wurden damals nicht vernichtet, sondern als Ersatzgeräte bzw. Ersatzteillager benutzt, so wird  wohl das eine oder andere Typenrad oder ein komplettes Druckwerk umgebaut worden sein in einige wenige 651– Geräte.

Meines Erachtens ist das SWZD- Kapitel der deutschen Post von 1982 bis 1994 höchst interessant aber auch sehr mit Besonderheiten belastet, die in Unterkapiteln einmal noch näher betrachtet werden könnten, ohne jetzt hier den allgemeinen Überblick zu sehr zu strapazieren.

3 Besonderheiten möchte ich aber dennoch noch herausgreifen, weil sie völlig aus dem Rahmen fallen und Zeitdokumente der deutschen Wiedervereinigung sind.

Auf der Leipziger Messe vom 1.9. bis 8.9. 90 in der politisch gesehen „Noch-DDR“ am Postamt DDR-7010 Leipzig 1  trat das Postamt Hannover als Partnerstadt mit einem SWZD auf , die Versandstelle Berlin zog noch hinterher und es gab in Leipzig nun grüne und Berliner ATM, die mit Ostporto die Briefaufgabe erlaubten , da seit dem 1.7.1990 schon die Währungsunion bestand.´



 Nach der off. Wiedervereinigung am 3.10.1990 trat die Versandstelle Frankfurt während der Ausstellung „150 Jahre Briefmarken“ in Chemnitz vom 19.10. bis 28.10 auf und produzierte dort ATM im SWZD mit Verwendungsmöglichkeit im Verkehrsgebiet OST mit altem R-Design aber sogar  als Sonder- R- Zettel.

 

Ferner besuchte die Versandstelle Frankfurt in Dresden die Luftpostausstellung „Lilienthal 91“ vom 16.8. bis 25.8.1991 und es kamen im Verkehrsgebiet Ost die neuen R-Zettel zum Einsatz d.h. Westklischee des R-Zettels  mit „O“ vor der Postleitzahl.

   

Den letzten Klüssendorf  SWZD Typ 847 (online Version), der noch einen deutschen Einsatz hatte, werde ich im Kapitel ABAS abhandeln.




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