Deutsche Postautomation

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Quelle und Gustav Schickedanz


QUELLE        - Gründung und  Entwicklung zum Versandhaus, Kriegsende mit
Neubeginn, erneute Expansion im deutschen Wirtschaftswunder

         
Gustav Schickedanz (G.S.) geboren am 1.Januaur 1895 in Fürth/ Bayern und verstorben 83jährig im Jahr 1977, ist sicherlich  ein  herausragender  Unternehmer in Deutschland gewesen. Schon im Vorgriff sei an dieser Stelle vermerkt, dass  viele seiner später  eingesetzten Verfahren in der Versandlogistik unter Einsatz und Einbeziehung frühestmöglicher elektronischer Datenverarbeitung erfolgten und teils weltweit Innovationscharakter hatten. 1977 -sein Todesjahr- war auch das 50jährige Jubiläum seines Lebenswerks, der QUELLE – Firma in Fürth/Bayern, hier einmal vorgestellt auf  einem Paketaufkleber und Freimachung als Postgut im EDV- Verfahren und mit Jubiläumshinweis „50 Quelle Jahre“. Weitere Details zur demonstrierten Freimachung folgen an späterer Stelle im weiteren  chronologischen Ablauf  der Abhandlung.

    
Die Vorfahren von Gustav Schickedanz  kamen aus Hessen nach Fürth in Bayern. Nach kaufmännischer Lehre in einer Spielwarenfabrik wurde G.S. im ersten Weltkrieg verwundet und arbeitet nach dem Krieg in einem Kurzwarengeschäft. Er heiratet 1919, wird vom Angestellten zum Teilhaber, bevor er 1922 den Schritt in die Selbstständigkeit als Kurzwarengroßhändler in Fürth  mit einer Niederlassung in der Moststrasse 35 wagt. Es wird ein Familienbetrieb unter Einschluss von Ehefrau, Schwester und Vater. Für eine Niederlassung als selbstständiger Kaufmann herrscht eine denkbar ungünstige Zeit. 1923 drückende Reparationsleistungen, Ruhrbesetzung mit ausbleibender Kohleversorgung im Deutschen Reich und zusätzlich strengstem Winter, Ausbruch der Inflation, politisch instabile Verhältnisse in ungeübtem Demokratieverständnis der deutschen Bevölkerung  sind nur einige passende Stichworte  für diese Zeit.  Die folgende Abbildung demonstriert  die Hochinflation mit  einem Notgeldschein über 100 Millionen Mark herausgegeben von der Stadt Fürth in Bayern am 1.10.1923. 

                                           
Dennoch etablierte G.S. seinen Kurzwarengroßhandel recht erfolgreich durch enormen Einsatz trotz dieser genannten Umstände. Nicht nur die Kundenbefragung in der Niederlassung nach Wünschen und Bedürfnissen war wohl selbstverständlich, sondern er bereiste den Frankenwald, Oberpfalz und Bayrischen Wald und besuchte persönlich  Kunden und auch spez. seine Lieferanten, denn abrufbare Lagerhaltung  war und ist im Versandhandel ein Gütezeichen erster Klasse.
Der Waren- und Kaufhaussektor war nach den obigen Ausführungen s. Tietz, Wertheim u.a. schon vielfach besetzt, nur der Versandhandel mit Zugriff auf die ländlichen Regionen versprach Gustav Schickedanz die logische Expansionsmöglichkeit. Deutscher Versandhandel war bis dato nur mit August Stukenbrock namhaft vorhanden (1931 Konkurs) und die weiteren erforderlichen Voraussetzungen mit  geordneten Post- und Bahnstrukturen waren  in Deutschland gegeben. G.S. startet 1927 in Fürth in der Königswarter Strasse 10 sein VERSANDHAUS QUELLE, GmbH, Sitz Fürth. Feste Preise, gute Qualität und besonders die garantierte Rücknahme werden zum Gütezeichen seines Versandhandels.

                     
                                                     Die Königswarterstrasse in Fürth aus dem Jahre 1905

Die mittlerweile angewachsene Betriebsmannschaft pendelte zwischen Moststrasse und neuem Quelleversand. Ein 5. Lehrmädchen - Grete Lachner - wurde 1927 eingestellt, sie wird 1942 seine 2. Ehefrau. Seine Idee, die Kunden fernab teils in verarmten Gebieten  (Ruhrgebiet, Ost- u. Westpreußen, Mecklenburg, Pommern u. a.) per Versand zu versorgen, erwies sich als Erfolgsmodell. Der Wolle- und Tuchversand wurde ausgebaut mit teils mühselig selbst hergestellten Musterkarten und – büchern. 1929 wurde der Erwerb und die zukünftige Eigenfabrikation unter dem Namen  „Dukatenwolle“  ein jahrzehntelanger Selbstläufer  seines Versandgeschäftes. Dennoch wurde dieses Jahr 1929 zum ersten Schicksalsschlag. Durch einen Autounfall verliert Gustav Schickedanz seine Frau, seinen Sohn und seinen Vater, liegt selbst langfristig im  Krankenhaus, seine Tochter Louise bleibt unverletzt und seine Schwester Liesl  verh. Kießling führt die Firma in Fürth zunächst weiter. 1929 ist auch das Jahr der beginnenden Weltwirtschaftskrise. Nach psychischer und physischer Belastung durch den tragischen Verkehrsunfall scheint die ausbrechende Wirtschaftskrise G.S. eher herausgefordert zu haben. Er stellt sich dem Problem und durch preiswerte Belieferung der verarmten Bevölkerung mit dringend benötigten Gebrauchswaren wird die QUELLE  sogar zum Gewinner dieser Zeit.  

                     

Auf dem Absenderfreistempel von 1936 wirbt das Versandhaus „Quelle“ als größtes Wolleversandhaus Deutschlands mit imposantem Geschäftssitz und eigener Postabfertigung.
G.S. erweitert die Standortpalette in Fürth mit Zukauf weiterer Immobilien u.a. an der Nürnbergerstrasse  und insbesondere gelingt ihm der Erwerb endlich eines größeren Geländes einer ehemaligen Schuhfabrik  aus einer Konkursmasse an der Artilleriestrasse.
       
                                                 
So erwirbt 1931 G.S. an der Nürnberger Strasse 91 – 95 das „Borgfeldthaus“, hier vorgestellt auf einer Ansichtskarte  von 1915 mit seinen imposanten Erkern. Hier wurde zunächst die Quelle- Wäschefabrik eingerichtet. Als Vorgriff auf die Nachkriegszeit  kann  schon vermerkt werden, dass nach Ende der alliierten Gebäudebesetzung  hier 1952 wieder die Quelle- Verwaltung vorübergehend einzog. Bis 1933 stieg die Zahl der Kataloge von anfangs 1927 mit 20.000 auf 150.00 Stück. Der Personalstand kann auf 100 Mitarbeitern aufgestockt werden, Grete Lachner entwickelt sich zur  wesentlichen Stütze in der Buchhaltung und wurde durch ihr enormes Verhandlungsgeschick zunehmend die rechte Hand von G.S. in Kaufverhandlungen.
Nachfolgend ein Rechnungsausschnitt  der Kurz- und Wollwarenhandlung en gros  - GUSTAV SCHICKEDANZ -  aus dem Jahr 1932.
                                
Nach Gründung des Groß-Versandhauses „Quelle“ firmierte Gustav Schickedanz vornehmlich unter diesem Begriff und verschickte monatlich die „NEUESTEN QUELLE=NACHRICHTEN“ per Streifbandversand  an seine Kunden. Auch dazu  ein Ausschnitt aus dem Januar 1933.

                    
Der oben getrennte Abschlag des Postfreistempels FÜRTH mit Datum vom 18.1.1933 resultiert aus der  Faltung der Nachrichtenzeitung  unter Versandbedingungen!
1933 ist aber auch das Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland. Die folgende Illustration erfolgt als Ausschnitt aus der Ganzsache Deutsches Reich (Michel P 250).

                                                               
        Nachfolgend noch eine komplette Streifbandhülle (vor- und rückseitig) Juli 1936  im Quelle – Versand mit Inhalt
             

                                                               Quelle Sommer Schlussverkauf 27.7. bis  8.8.1936
                                       
Rückseitig Nebenstempel mit den Fürther Quellehäusern und in roter Farbe: Das Quelle – Paket bringt Freude ins Haus!
             
Wie schon oben geschildert, wurde die wirtschaftliche Gestaltung der Kauf-, Waren- und Versandhäuser unter den Nationalsozialisten  kritisch begleitet und eingeengt, abgesehen davon, dass jüdische Besitzer aus ihren Geschäften verdrängt wurden. G.S. konnte dennoch seinen Versandhandel ausweiten. 1935  wird die Möglichkeit des Ratenkaufs eingerichtet. Im gleichen Jahr werden die Vereinigten Papierwerke, Nürnberg  vom jüdischen Vorbesitzer erworben. Die dort bereits 1929 eingeführte Marke „Tempo“  entwickelte sich weltweit zum Synonym des Papiertaschentuches und D. Kießling, Schwager von G.S. übernimmt hier die Geschäftsführung. Nachfolgend vorgestellt die VEREINGTEN PAPIERWERKE  mit einem Briefausschnitt  vom 25.3.1938.

                
                             Absenderfreistempel aus dem Jahr 1933, als die Firma noch im jüdischen Besitz  war. 
                     
                         
Der folgende Freistempelabschlag aus dem Jahr 1940 dokumentiert die Vereinigten Papierwerke  im Besitz von Gustav Schickedanz. Im Werbeeinsatz wird eine Krankenschwester abgebildet, die wohl die Werbung  für einen  bekannten  Hygieneartikel  in solider und fachlicher Form verstärken sollte. Im Ortsstempel firmiert Nürnberg  zu dieser Zeit als STADT DER REICHSPARTEITAGE  und  erinnert daran, dass auch die Vereinigten Papierwerke ehemals  im jüdischen Vorbesitz waren!

                                       

Aus der vielfältigen Produktreihe  - vorgestellt mit den charakteristischen Markenzeichen auf blauem Grund  im obigen Firmenbrief – kann mit Datum vom 29.12.1950  ein Artikel der Vereinigten Papierwerke auch aus der Nachkriegszeit aus der Frauenhygiene „Camelia +“  durch Absenderfreistempel belegt und vorgestellt werden.

                                            
Nachfolgend noch die Werbung für die Papiertaschentücher "Tempo" im Absenderfreistempel der Vereinigten Papierwerke Nürnberg aus dem Jahr 1956.

                                  

1936 wird das erste Quelle Jahrbuch an die Kunden zum Jahreswechsel herausgegeben. Es wird zum Symbol der „Quelle-Familie“ mit Kalender, Lebensgeschichten und natürlich Berichte von und aus dem Versandhandel.

                

Die folgenden Illustrationen stammen aus dem Jahrbuch 1938 und zeigen den Paketversand schon über Förderbänder im Versandhauskomplex der Artilleriestrasse und die schon angesprochene Quellegarantie der Rücknahme. 


        

Schon die weiteren Jahrbuchinhalte mit Trächtigkeits-Kalender von Kühen, Schafen, Pferden, Schweinen und Kaninchen und der Gemüsebau-Kalender  mit Buschbohnen, Sellerie u. a. zeigt aus diesen Jahren das Zielpublikum der ländlichen Bevölkerung, die ohne direkten Zugang zum breiten Wareneinkauf vor Ort waren. 1938 hat die QUELLE 600 Mitarbeiter, betreut 2 Millionen Kunden und erwirtschaftet 40 Millionen Reichsmark Geschäftsumsatz  und profitiert vom Kundenzuwachs auch durch die Eingliederung von Österreich und Sudetenland zum größten Versandhaus in Deutschland. Durch eine unglaubliche Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten wurde das Volk gleichgeschaltet unter dem Führerprinzip.

                            
Absenderfreistempel der Gauleitung Thüringen in Weimar, der keines Kommentares bedarf  und das zu Fürth benachbarte Nürnberg  hat sich auf dem Brief des Oberbürgermeisters gleich dreimal als „Stadt der Reichsparteitage“ verewigt. 
           
                  
Die geheime Staatspolizei (Gestapo) überwachte die Indoktrinierung, hier vorgestellt mit ihrem Absenderfreistempel  unter dem  Decknamen   Albrecht  &   Rudolph  und der berüchtigten Adresse des Polizeiamtes an der Prinz- Albrecht- Strasse in Berlin.

                          

Schon vor Kriegsbeginn 1939 wird  der Wareneinkauf  für den  Versandhandel von  G.S. als Lieferant  von Produkten aus dem zivilen Bereich  immer schwieriger. Kriegswichtige Warenproduktion hatte Vorrang, es wurden zentrale Überwachungsstellen eingeführt und  die für Schickedanz leider lästige aber wichtige Reichskleiderkarte.

          
                                                     Freistempel der Überwachungsstelle für Lederwaren in Berlin

          
                                             Freistempel der Überwachungsstelle für die Papierindustrie in Berlin
       
        
Zumindest konnte G.S. erreichen, dass nicht immer die komplette Berechtigungskarte hin- und hergeschickt werden musste, sondern auch ausgeschnittene Bezugsnachweise bzw. Bezugspunkte reichten schließlich aus. Dazu die Hinweise aus den Quelle- Nachrichten Nr.2 aus 1941. 
       
 Die  Anwendungshinweise  zur Nutzung der zweiten Reichskleiderkarte werden  in den Quelle- Nachrichten detailliert aufgeführt.
       
 Passend dazu folgende Postkarte aus dem ersten Kriegsjahr 1940 des Quelleversandes.

          Wertrahmenwechsel von Hakenkreuz auf Reichsadler

       
Unterschrift von Liesl Kießling, Schwester von Gustav Schickedanz und mittlerweile Leiterin des Quelle Lagers und der Versandabteilung. Der Eingang des Bezugschein-Auftrages wird bestätigt und auf Schwierigkeiten zur Auslieferung hingewiesen. Dennoch nachfolgend einmal eine Paketversendung als  Selbstbucher aus dem Jahr 1943.

                                                         
Paketkarte der Kurz-, Weiß-, Woll– und Webwaren- Großhandlung Gustav Schickedanz Fürth (Bay) 2 mit einem Registrierkassenstempel Fürth(Bay) über 1,05 Reichsmark am 8. Oktober 1943 und Selbstbucherpaketaufkleber Gustav Schickedanz. 
Die Industrieregion Nürnberg war häufig Ziel der Luftangriffe der Alliierten. Im August 1943 wird Fürth bombardiert und das Unternehmen Gustav Schickedanz wird  zu 90 Prozent eliminiert! Ein zweiter schwerer Schicksalsschlag diesmal geschäftlich nach den schon familiären Todesfällen im Jahr 1929.
Verheiratet seit August 1942  in 2.Ehe mit Grete Lachner zieht sich die  Familie Schickedanz 1943  und der  Zerstörung des Unternehmens nach  Hersbruck auf den Landsitz der Familie 50km von Fürth entfernt zurück. Ansichtskarte mit Blick über Hersbruck aus den 1920er Jahren.  
                  
                             
Mit Tochter Madeleine - Ende 1943 geboren – erwartet die Familie das Kriegsende 1945 in Hersbruck. Als Großunternehmer mit „Parteibuch“  ereilt Gustav Schickedanz  das übliche Verfahren nach Kriegsende (s.a. Krupp, Porsche usw.) mit Beschlagnahme sämtlichen Eigentums, treuhändischer Verwaltung durch den alliierten Kontrollrat und  schicksalhaftes Warten auf die Entscheidung der Alliierten und des Entnazifizierungsverfahren. Seine Ehefrau Grete hält in beengten Wohnverhältnissen  die Stimmung aufrecht, gründet einen kleinen Textilladen in Hersbruck, der die Familie wirtschaftlich überleben lässt. 1949, die Währungsreform war schon  ein Jahr vorbei,  erhält Gustav Schickedanz seine Unternehmensrechte mit den größtenteils zerstörten Liegenschaften zurück und stürzt sich mit 55 Jahren noch einmal in den Wiederaufbau seines Unternehmens.

                       
                  Rechnungsbeleg der VEREINIGTEN PAPIERWERKE SCHICKEDANZ & CO. Nürnberg vom 13.12.1948

                           
Die Francotyp-Stammkarte zeigt den ersten Nachkriegsfreistempel  von Gustav Schickedanz in Fürth/Bay. mit Werksabschlag vom 24.4.1950 und Auslieferung am 29.April 1950. Der Änderungshinweis  Frauenaurach  erkennbar am Ortstempel links oben mit Datum vom 15.3.1966 und PLZ resultiert aus der Verlagerung des Freistemplers mit neuem Klischee zur Quelle- Fertighaus- GmbH im Jahre 1966 und wird  bei der entsprechenden Themenabhandlung dort noch einmal vorgestellt. Nach zahlreichen schriftlichen Anfragen vieler alter Kunden nach ihrem QUELLE- Versandhaus  und bei entsprechendem Bedarf der Bevölkerung in der Nachkriegszeit wird der Wiederaufbau retrospektiv gesehen ein durchschlagender Erfolg. Auch ohne die Ostgebiete kann G.S. mit bewährten  Mitarbeitern und teils noch existierenden Lieferkontakten  schon Ende 1950 mit 250.000 Kundenadressen den Vorkriegsumsatz  von 40 Millionen und diesmal in DM statt Reichsmark erreichen! G.S. startete 1949 praktisch zeitgleich mit seinen späteren Konkurrenten Werner Otto, Hamburg und Josef Neckermann, Frankfurt.

                                          
           
                                
Es gründeten sich noch viele Spezialversender teils nach dem Kriegsende wieder wie  Peter Hahn, Photo-Porst, Witt, Walz, Schöpflin und andere bekannte Namen, aber  OTTO- und Neckermann- Versand wurden ebenfalls wie Quelle Generalanbieter und standen in direktem Wettbewerb  und 1950 konnte sicherlich keiner ahnen, dass OTTO- Hamburg  zumindest die Namensrechte der insolventen Quelle AG im Jahr 2009 übernehmen wird und Neckermann steht aktuell (Februar 2010) - untergeschlüpft im Karstadtkonzern - noch  im Insolvenzverfahren.  Aber in den Jahren des Wiederaufbaus und auch in der Zeit bis 1990 war Quelle sicherlich das führende deutsche wohl auch europäische Versandhausunternehmen und konnte mit grandiosen Entwicklungen aufwarten.
Dazu passend das zum Jubiläumsjahr 1953 hergerichtete  „Borgfeldthaus“ an der Nürnberger Strasse  mit entsprechender Leuchtreklame in einer Abbildung aus dem Quelle-Jahrbuch 1954. Hier war nach dem Krieg der vorläufige Verwaltungssitz  der Quelle eingerichtet worden.

      
Im Jahr 1953 erfolgte auch die  Gründung des Quelle- Institutes für Warenprüfung. Im gleichen Jahr 25jähriges Jubiläum (s.o.)   und im Firmenlogo wird dazu  symbolträchtig die offene rechte Handinnenfläche im Namenszug eingeführt im Sinne einer fairen und freundschaftlichen  Unternehmenskultur.

      
                                                                                                                                                                
Aber nichts ist perfekt im Leben Es tauchte  später einmal die seitenverkehrte Variante in einem EDV- Vordruck als kurze Episode auf, wie das obige Beispiel  demonstriert. „Ob es  nach der linken Hand im Logo seitdem mit Quelle bergab ging, entzieht sich meiner Kenntnis“. Ab 1954 erscheint zweimal jährlich der umfassende Hauptkatalog. Im gleichen Jahr wird die Noris- Kaufhilfe als diskreter Ratenkaufservice eingeführt und damit ist der Ursprung der späteren Noris- Verbraucherbank und des Quelle- Bankinstituts gelegt. Das Versandhaus braucht schon Anfang der 1950er Jahre dringend einen neuen Gebäudekomplex. Bereits ab 1953 konzipiert daher G.S. mit der SEL ( Standard Elektrik Lorenz, Stuttgart)  eine elektronische automatische Steuerung im Versand, die 1955 im neuen Gebäude an der Fürther Strasse als weltweit beachtete Innovation die Versandkapazität bis maximal 100.000 Sendungen pro Tag ermöglichten sollte. Hier können nur stichwortartige Sätze die Schwierigkeiten beleuchten, deren Bewältigung dazu anstanden. Bei damals 2 Millionen Kundenaufträgen im Jahr war ein System mit Lochkarten nicht mehr möglich. Datenverarbeitung mit Röhrentechnik bei dieser Datenmenge nicht darstellbar, Transistoren noch kaum erprobt. Trommelspeicher von Datenplatten  mussten erst entwickelt werden. Aber 1957 startet  das  elektronische  Wunderwerk der Datenverarbeitung erfolgreich und weltweit beachtet.
Die folgende Francotyp- Stammkarte zeigt uns als Werbeeinsatz das neue Versandhauszentrum  mit  dem  passendem  Klischee und Einsatz ab 15.1.1957.  Das größte Versandgebäude Europas im Freistempeleinsatz wird im Detail noch einmal herausgestellt.

                                      
Die Stammkarte verrät auch noch den späteren Wechsel des Freistemplers zum Kaufhaus Schickedanz mit dortigem Einsatz ab 10. Mai 1960. Allerdings gilt es hier zu vermerken, dass G.S. durch die guten Erfahrungen  mit lokaler Verkaufspräsenz in Hersbruck schon 1949 das  Kaufhaus Schickedanz in Fürth  eingerichtet hatte!

                                                          
                               Ausschnittvergrößerung mit Werbeklischee als  größtes Versandgebäude Europas

Auch mit Abbildungen des Konzerns auf den Werbeschriften demonstriert QUELLE wieder seine herausragende Position im Versandgeschäft (Abb.aus dem Gardinen ABC von Quelle ca.1958 passend zum obigen Bild im Absenderfreistempel).

                            
Die Quellepreislisten und - kataloge hatten gerade in jener Nachkriegszeit mit einsetzendem Wirtschaftsaufschwung  und  Inflationstendenzen  - verstärkt noch  durch die damalige Koreakrise -  durchaus durch ihren längerfristigen günstigen Preisansatz  eine dämpfende Wirkung auf den beginnenden inflationären Trend und fungierten damit als Preisregulativ in Deutschland! 1955 werden Elektronikartikel erstmals katalogmäßig angeboten  und in vielen nachfolgenden Angeboten war die Quelle häufig Schrittmacher. 1956 erster Kühlschrank mit Gefrierfach, Fernsehgeräte ab 1957 und vieles andere konnte so auch durch Ratenkauf auch für höherwertige Artikel breiteren Bevölkerungsschichten offeriert werden und wurde dankbar angenommen.

                                                
Abgebildet ein Verkaufsangebot aus dem Quelle- Jahrbuch 1957. Neben den Katalogen waren auch die Jahrbücher für die Quelle- Familie wieder ein Identifikationsmerkmal geworden.

1957 erreicht das Volumen im Versandgeschäft der QUELLE mit 5 Millionen Sendungen ein neues Jahreshoch. Ein wesentlicher Erfolg wird die Aufnahme im Katalog „die preiswerte Fotographie für jedermann“. Hier verschließt sich die heimische  Fotoindustrie den Vorstellungen von Schickedanz  mit der Folge des endgültigen Durchbruchs der japanischen Fotokonkurrenz auf  dem deutschen Markt durch den Quelleversand.
Man kann nun folgend nur einige Meilensteine aufzählen. 1960 Gründung des Quellemarktes in Nürnberg, im gleichen Jahr bereits 50 Verkaufsagenturen und 4 Millionen Kunden. Die Abteilung Foto-Quelle wird mit 30 Millionen DM Umsatz  ein Erfolg und der endgültige Durchbruch der japanischen Fotoindustrie in Deutschland.
1961 erstmals 1 Milliarde Jahresumsatz, 15 Millionen Paketsendungen und damit 50 Millionen DM Post- und Bahngebühren! (Wo sind nur eigentlich die ganzen Belege geblieben?) 1962 erfolgt der Einstieg in das Fertighausangebot – wieder eine Innovation aus einem Versandhauskatalog.

                 
                          Der obige Teil der Francotypstammkarte wurde bereits einmal vorgestellt.  Im unteren Teil  

                
                       sehen wir die Vergabe des Freistemplers in die Fertighausfirma nach Frauenaurach 1966.
                                                  
                                                                     vergrößerter Detailausschnitt
                 
Es darf aber absolut bezweifelt werden, dass der Quelleversand die Fertighäuser im Paket im Montageendzustand verschickt hat, wie es uns der Werbegag zum 75. Jubiläum  vormacht. Die Aufnahme stammt aus dem Quellebuch 2002 herausgegeben für die Mitarbeiter.

                                  

Anfang der 1960er Jahre war eine weitere deutliche Geschäftsausweitung angesagt. Die Foto-Quelle GmbH wird ausgegliedert und erhält ein eigenes Versandhaus an der Fichtenstrasse in Fürth. Hier einmal die Vorstellung der Foto-Quelle auf einer EDV- Labelfreimachung einer Warensendung  aus dem Jahr 1992.

                                                           
Die ausführliche Vorstellung und Besprechung zur Form der Labelfreimachung folgt an späterer Stelle. 1962 war auch das Jahr der ersten Katalogreisen. Das Schlagerangebot war 14 Tage Mallorca inklusive Vollpension für 350,- DM. Dies war abermals wieder ein Innovationsschritt von Gustav Schickedanz. Seine Frau Grete nahm in diesem Jahr auch erste Geschäftskontakte in Hongkong auf und etabliert ein Einkaufsbüro, um über dortige Produktionsstätten noch preiswerter anbieten zu können! Es war auch ferner das Jahr der Gründung der zweiten Auslandsniederlassung und in diesem Fall in Luxemburg  nach 1959 in Österreich. 1963 Gründung der eigenständigen Schmuckabteilung „Euroval“ hier auf einer EDV- Labelfreimachung vorgestellt ebenfalls als Warensendung aus dem Jahr 1994.

                                                       
                                     
1964 wird die Mehrheitsbeteiligung mit 75% am Versandhaus Schöpflin/ Haagen  (Lörrach) erreicht.
Ausschnitt des Werbeprospektes des „volkstümlichen Großversandhauses“ aus den 1960er Jahren mit Hinweis auf eigene Weberei, Kleider- und Wäschefabrik.
                   
                      

Ferner Vorstellung des Großversandhauses Schöpflin auf einer Nachnahmepostkarte in EDV-Frankatur aus dem Jahr 1978 s. spätere Ausführungen.

                                                   

Trotz mittlerweile erfolgter gänzlicher Übernahme von Schöpflin/Lörrach zeigt die obige  Nachnahmepaketkarte den alten Firmennamen. Beibehaltung von alten Firmennamen trotz Geschäftsübernahme findet sich eigentlich als Standard auch in der heutigen Wirtschaft und  bestätigt die Gewohnheiten, wie sie schon bei Althoff, Hertie u.a. aus früheren Zeiten vorgestellt wurden. Die Synergieeffekte wurden vordringlich im Einkaufssegment gesehen und der Kunde in dem bekannten Namensumfeld belassen. Mit der Übernahme von Schöpflin avancierte Quelle zum größten Versandhaus in Europa, hatte nun insgesamt 6 Millionen Kunden und einen Jahresumsatz von 1,28 Milliarden DM erreicht.
1966 hatte QUELLE mittlerweile 20.000 Mitarbeiter und in diesem Jahr erscheint letztmalig das Quelle- Jahrbuch.  Ende der 1960er Jahre stößt die  Datenverarbeitung trotz Erweiterung im SEL- und UNIVAC- Computersystem endgültig bei Quelle an ihre Grenzen. Es war ein kaum bis dahin vorstellbarer Datenfluss zu bewältigen mit bis zu 150.000 Kundenaufträgen pro Tag.
Die EDV- Anlage bedurfte einer Umstellung und sollte zentral die Verwaltung in allen Bereichen erfassen mit Auftragseingang und- buchung, Rechnungserstellung, gleichzeitig automatische Postgebührenerrechnung und Ausdruck der entsprechenden Adressträger, zentrale Warensteuerung im Versand bis zur Verpackung,  Lagerhaltung, darüber hinaus Kreditorenbuchhaltung, Lohnbuchhaltung  und die externen Quelleagenturen und Geschäfte sollten ebenfalls noch eingebunden werden können! Zum Einsatz kamen IBM Rechner des Typs 360-65. Es war eine Investition über 100 Millionen DM und führt uns zum Schwerpunkt der Abhandlung im Quellethema und damit zum nächsten Gliederungspunkt:


Quelle             - Start in die elektronische Datenverarbeitung und Kombinationen mit  
                           entsprechender Freimachung im Brief- und Paketversand



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