Selbstbedienungspostämter der Deutschen Demokratischen Republik
Als Postautomationssammler stolpert man auch über die Rationalisierungsbestrebungen in der DDR seit 1966 mit Planung und Ausführung sog. Selbstbedienungspostämter, die in der Regel regulären Postämtern angegliedert waren und z.B. in Vorräumen installiert wurden. Entsprechende Maschinenstempel warben für die Nutzung der Selbstbedienung
SB und dazu folgende Beispiele aus Magdeburg und Berlin – Köprenick.
Vorgestellt wurde dieser Versuch auf einer Veranstaltung des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen im Seebad Ahlbeck. Während der Veranstaltung vom 31.10. bis 4.11.1966 wurde auch ein AUTOMAT zur Abgabe von EINSCHREIBEZETTELN vorgeführt. Die entsprechenden Musterzettel in einer Auflage von ca. 500 Stück wurden paarweise abgegeben und machten das Seebad für die interessierten Philatelisten schlagartig bekannt.
20 Jahre später gedachte die Gemeinschaft für Gegenwartsphilatelie e.V. diesem denkwürdigen Ereignis und legte eine entsprechende Ganzsache auf und dies natürlich mit eingedrucktem Porto für das Einschreibentgeld und sorgte gleich mit einem zugehörigen Eindruck eines Einschreibzettels für den würdigen philatelistischen Rahmen (Selbstbucher mit Kennbuchstabe ww in Wissen, Sieg war zugehörig Werner Asbach).
Im zugehörigen Sonderstempel wurde das SB – Postamt stilisiert abgebildet
und dazu oben eine Aufnahme aus dem Bestand von Dr. Gerhard Baldes. Das Foto lässt auch die eingebauten Automaten linksseitig erkennen. Auch mit diesem Motiv gestaltete die Gemeinschaft für Gegenwartsphilatelie einen entsprechenden Sonderumschlag und bildete links unten 3 WK3 Automaten ab.
In der Detailabbildung rechts ist hoffentlich der R-Zettel auf dem Automaten halbwegs erkennbar
In der Regel war der mittlere Automat zur Abgabe der Einschreibnummernzetteln gegen GEBÜHR von 50 Pfennigen vorbereitet und die äußeren gaben noch Postwertzeichen ab. Die Abgabe der R-Zettel erfolgte paarweise mit identischen Nummern und waren auf dem Briefbeleg bzw. zur Quittierung auf dem 2. Blatt des Einlieferungsscheines zu verwenden.
Welche Möglichkeiten gibt es dieses interessante Gebiet zu sammeln und zu dokumentieren.
Da gilt es an erster Stelle die FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT EINSCHREIBEMARKEN (Forge EM) anzuführen, die auch auf der Homepage verlinkt ist und schon oben mit dem Namen Dr. Baldes - ihrem Leiter - vorgestellt wurde. Umfangreiches Literatur- und Katalogmaterial stehen zur Verfügung und lassen keinen Aspekt einer möglichen Spezialisierung aus. 500 Postämter nach verschiedensten Kriterien mit Postleitzahlen, Papiersorten, Zähnungen, Sonderausgaben usw. stecken einen unerschöpflichen Rahmen ab.
Ich gestehe, dass bei meinen vielfältigen Interessen zur Postautomation der Teil der Selbstbedienungspostämter der DDR „etwas zu kurz gekommen“ ist. Dennoch habe ich immer auch ein „aufmerksames Auge“ riskiert und dabei eher vermutlich unorthodoxe Dinge wahrgenommen und registriert.
Dazu einmal eine Serie von 6 nachfolgenden Belegen, bei denen ich immer das Gefühl einer „Markensprache“ hatte, wie sie im Anfang des 20. Jahrhunderts durch bestimmte Stellungen von Postwertzeichen auf Liebesbriefen im Sinne einer „Geheim“sprache existierte.
ob das KOMUNISTISCHE MANIFEST im Stempelbild eigentlich in den Müll gehört?
ob die Schrift von KARL MARX - DAS KAPITAL wohl Kinderkram entspricht?
ob der Briefschreiber FRIEDRICH ENGELS für einen Moschusochsen hielt?
ob WALTER ULBRICHT wohl auf den Augen blind ist und war?
vielleicht kann man dem LENINISMUS nur mit der Leiter über die Mauer entkommen
Vielleicht wollte der Versender im obigen Beispiel am liebsten der Sozialistischen Einheitspartei „davon radeln“.
Vorstehend war vielleicht im Unterbewusstsein der Wunsch verborgen ULBRICHT „rennend oder springend zu entkommen“.
40 Jahre nach der FASCHISMUSBEFREIUNG geht die DDR nach 1985 bald baden
und die glückliche WIEDERVEREINIGUNG steht in den Startlöchern!
Sicherlich vorstehend eine sehr persönliche Auswahl und Interpretation von Briefgesichtern!
Nachfolgend nur aus Berlin schon beispielhaft 3 verschiedene Aspekte der Einschreibmarken in Papier-, Zähnungs- und Sonderform im 20jährigen Einsatzzeitraum.
Nachfolgend der frühe Berliner Beleg mit Blatt 2 des Einlieferungsscheins
Einlieferungsschein in der Detailabbildung
Gerade dieser Schein hat mich inspiriert der Frage nachzugehen, ob denn alle vorgeschlagenen Beispiele mit Brief, Päckchen, Wirtschaftspäckchen und den Zusatzleistungen mit Rückschein, Eilsendung, eigenhändig und Luftpost auch abgefordert wurden?! Dazu schon einmal eine seltene Versendungsform als Nachnahmesendung.
An dieser Stelle zur Vervollständigung der Einführung in das Kapitel Selbstbedienungspostämter noch die Rückseiten der Einlieferungsscheine mit dem Blatt 2 (für den Einsender) und den Handhabungshinweisen in den Vordrucksvarianten aus dem Jahr 1968 und 1985.
Auf die Möglichkeit in den Selbstbedienungspostämtern auch Telegramme aufzugeben wird ebenfalls noch beispielhaft ein Beleg eingefügt.
Ausschnitt der Rückseite
Im Untermenüpunkt soll eine Serie von Belegen mit der Einschreibmarke in steigendem Portoentgeld beispielhaft möglichst viele Versendungsformen dokumentieren und ich bitte gegebenenfalls um freundliche Ergänzungen.