Deutsche Postautomation

Informationen zur deutschen Postautomation im Bereich Freimachung,
Briefannahme, Schalterbetrieb und Briefbearbeitung



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Die deutschen Einschreibautomaten von 1909 bis 1931



Durch die Arbeiten und Veröffentlichungen von H. Türk, Mannheim ab 1981 mit den Dokumentationen zu den Einschreibautomaten ab 1909 der Deutschen Reichspost wurde diese Automation im Briefannahmebereich erst einem breiteren Publikum bekannt. Heinrich Türk – Einschreibspezialist - hatte hier sein spezielles philatelistisches Steckenpferd  entdeckt. 1987 wurden seine diesbezüglichen Erkenntnisse in der INFLA- Bücherei Heft 21 des Vereins der Deutschlandsammler E.V. veröffentlicht. Ich danke dem Vorsitzenden von INFLA BERLIN Herrn H. Winkler Abbildungen aus dem Heft nutzen zu können. Dennoch sollten in dem Zusammenhang zur Erforschung der Einschreibebrief- Automaten auch Namen wie C. Krämer,  H. Kunze, W. Reck und W. Sperling genannt werden. Dr. F. W. Schembra danke ich für Unterstützung und Unterlagen aus unserer gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft „R+V-Zettel“ e.V. im Bund Deutscher Philatelisten.

Die Automaten im Briefannahmebereich wurden von der Deutschen Post- und Eisenbahn- Verkehrswesen- Aktiengesellschaft in Staaken bei Berlin  als Selbstabfertiger für Einschreibebriefe ab 1908  entwickelt und vertrieben.

                                                          

                             Hier die Vorstellung des Herstellers auf einer Firmenquittung zum  Einschreibautomaten.

Diese Automatenentwicklung griff sicherlich schon vor 100 Jahren  auf Konzeptionen und Ideen des Italieners  Detalmo di Brazza Savorgnan und des Ungarn Anton Fodor zurück. Bereits im Kapitel Briefannahmeautomaten und  Münzfreistempler der Fa. Schwarz & Hänel habe ich die amerikanische Patentschrift von 1896 vorgestellt. Aber bereits im Jahre 1895 hat das Kaiserliche Patentamt in Berlin am 30.7.1895 den Selbstkassirer für Einschreibe- Sendungen  patentiert für das Deutsche Reich. Interessant ist der Vermerk zum damaligen  Aufenthalt  von di Brazza in NEW- York und nur von dort existiert bis dato ein Abschlag seines Einschreibautomaten, den ich auch hier noch einmal aus der Sammlung D. Kelsey, USA vorstellen möchte.

                
                               


                  

Es gibt Hinweise, dass bereits Ende 1897  der Betriebsversuch in New York mit 3 (vier?) Automaten ablehnend abgeschlossen wurde.
Vielleicht angeregt durch den Automaten des Italieners di Brazza entwickelten die Ungarn A. Fodor,  A. von Bücky  und E. Szabo Anfang des 20. Jahrhunderts einen Automaten, der durch Münzeinwurf Einschreibsendungen annahm und zusätzlich dazu Quittungen abgestempelt ausgab. Dafür erhielten sie 1904 ein Patent des Kaiserlichen Patentamtes. Bemerkenswert ist der Münzeinwurf, da er im Deutschen Einschreibautomaten, wie wir noch sehen werden, nicht zur Nutzung notwendig war außer bei der erst später eingeführten Zugangsgebühr bei Spätauflieferung.



                            




                                                                                     

                                         
                   
Die Abbildung zeigt den R- Stempelabschlag des Fodor - Einschreibautomaten, wie er im Amtsblatt  vom 29. April 1906 vorgestellt wurde. Das folgende Foto illustriert das recht imposante Standgerät des ungarischen Einschreibautomaten.


                                                                        



Im Gegensatz zum Fodor - Einschreibautomaten war der deutsche  Automat als Einbauversion konzipiert  und in der Regel zwischen zwei Postschaltern platziert.

        

                   
                                                     Abbildung zeigt den deutschen Einbau- Einschreibautomaten 



Ein Ausschnitt aus den Firmenmitteilungen von 1910  zum deutschen Selbstabfertiger für Einschreibbriefe (Einschreibebrief- Automat) ist dazu recht informativ.

       
                      

Der Briefannahmeautomat hatte frontseitig zwei Hinweisschilder angebracht.
In Augenhöhe wurde dem Postkunden mitgeteilt:

                                   Für Einschreibebriefe         
                        Zu frankierende Einschreibbriefe
                         müssen vor dem Einlegen mit
                         den erforderlichen Freimarken
                                         beklebt sein

Zweitens gab es links neben der Einlegetür die Bedienungsvorschrift:

                                        Anweisung
             Tür öffnen / Brief einschieben / Tür schliessen / Kurbel zweimal drehen / Einlieferungsschein entnehmen

Brief und Einlieferungsschein wurden mit einem Kastenstempel im Rechteckformat in roter Farbe unter Verwendung der gleichen ansonsten fortlaufenden Registrierung dokumentiert. Der Kastenstempel druckte die  Postamtsbezeichnung, die Registriernummer und das Datum in der  sonst unüblichen Reihenfolge Monat  / Tag / Jahr und ein dominierendes R für Recommandé . Der Quittungsdruck erfolgte auf einem Vordruck und zeigte im grünlichem Farbton  anfangs den Kaiseradler. Es gab Versionen mit und ohne   eingereihten Texthinweis. Wenn er vorhanden war, lautete der Text:
POSTEINLIEFERUNGSSCHEIN. Die Aufschrift des Briefes kann vom Auflieferer auf der Rückseite vermerkt werden.

Der folgende Einschreibquittungsbeleg vom Standortautomaten Postamt Berlin 9 vom 20. Februar 1913 zeigt die oben aufgeführten Kriterien und ähnelt  verblüffend einer Klüssendorf MWZD- Quittung im Rückseitendruck  in Gestaltung und Format  90 Jahre später.



                                   


Die Amtsblattverfügung vom 3.11.09  kündigte den ersten Einschreibautomaten für das Briefpostamt Berlin C2 an.  Der Hersteller - die Deutsche Post- und Eisenbahn- Verkehrswesen AG  (DAPAG – EFUBAG) -  installierte den Einschreibautomaten zeitlich beginnend ab  Ende Oktober 1909.  Die Erstinbetriebnahme war der 9.11.1909.
Zur Erläuterung der Firmenabkürzungen darf an dieser Stelle kurz vermerkt werden, dass die Zusammenlegung der Firmen DAPAG (Deutsche Abel- Postwertzeichen- Automaten GmbH) und EFUBAG (Eisenbahn- Fahrkarten- und Billet- Automaten GmbH) ebenfalls im Jahr 1909 stattfand.

Eine philatelistische Dokumentation zum deutschen  Einschreibautomaten ist sicherlich unter verschiedenen Aspekten möglich. Speziell der Heimatsammler wird versuchen, mit einem Beleg seinen Ort zu dokumentieren. Die Einschreibspezialisten sind bemüht, möglichst viele Automatenstandorte beispielhaft zu  belegen.
Meine Darstellung unterliegt mehr dem Blickwinkel des Postautomationssammlers. Daher erfolgt eine Einteilung und Abhandlung beispielhaft nach 5 Gesichtspunkten:

1)         Darstellung verschiedener Versendungsformen (Avers, Karte, Brief, Eil, Postauftrag)
2)         Betrachtung  unterschiedlicher  Portophasen in den Betriebszeiten  1909 bis 1931
3)         Auslandsversendungen  und ihre Besonderheiten
4)         Quittungsvarianten  unter zeitlichem und posthoheitlichem Aspekt
5)         Abschlussbetrachtung nach Standorten, Betriebszeiten, Portophasen und   Versendungsformen


1)         Auch der deutsche Einschreibautomat kann unter dem Gesichtspunkt verschiedener Postversendungsformen von     1909   bis 1931 dokumentiert werden.


Belege ohne Freimarken sind als Postsache und Averssendung bekannt.

                        

Vorgestellt ist oben eine Briefaufgabe gemäß Portoablösungsvertrag mit Aversstempel der Königlichen Güterabfertigung  Berlin Schlesischer Bahnhof. Der Einschreibautomat befand sich am Postamt 017, Fruchtstraße 8 am besagten Bahnhof und war ein Standortwechsel von Berlin C2 ab  ca. Mai 1913. Der Einschreib- Numeratorstempel ist kopfstehend rechts unten platziert. Obwohl die neuen Einschreibautomatenmodelle ab 1911, die ersten drei Automaten aus 1909 und 1910 mit den Standorten Berlin C2, W9 und N24 sind als Versuchsmodelle anzusehen, mit einer zusätzlichen neuen 3. Betriebsanweisung ausgestattet waren sogar mit Zeichnung zur Handhabung und Briefeinführung mit „Marke links unten“, gibt es vielfältige Abschlagspositionen- auch rückseitige! Der obige Stempel datiert mit fortlaufender Nummer 200 vom 11.6.1917, der Brief ging an die Materialverwaltung des Roten Kreuzes („man war im Krieg“) und war eine Ortsversendung nach Berlin C19. Die Belege aus dem Einschreibautomaten mussten unter Zeugen in ein Einlieferungsjournal eingetragen und abgestempelt werden. Hier mit Tagesstempel Berlin 017 vom gleichen Tag 6-7 Uhr nachmittags.

Eine Einschreibpostkarten- Versendung mit mehreren Besonderheiten zeigt die folgende Abbildung.


                                     


Der Standort Berlin C2 war gemäß angeführter Amtsblattverfügung der erste deutsche Einschreibautomat. Der Einbau wurde wohl am 8.11.09 abgeschlossen. Inbetriebnahme war nach einschlägiger Meinung der 9.11.1909 und die obige Postkarte wäre damit eine Ersttagsversendung als Ortseinschreiben auf 5Pfennig- Ganzsache mit 20Pfennig Zusatzfrankatur (Germania-Ausgaben). Der Einschreibstempel zeigt, die nur bei diesem ersten Versuchsmodell bekannte Abschlagform mit schmalem Kasteneindruck  R Berlin 2 vom 9.November 1909 und Numeratorstellung 054. Der Einschreibstempel wird von 8 parallel zulaufenden Strichlinien eingerahmt.  Die Abstempelung erfolgte am Inbetriebnahmetag schon recht spät mit 8 bis 9Uhr nachmittags.

  

Die Postmitteilung vom 15.11.09 zeigt den entsprechenden R- Eindruck ohne die Strichlinien mit Datum vom 8.11. 1909 und  damit vom Tag vor der Inbetriebnahme. Diese Stempelform war nur im Erstautomaten  am Briefpostamt Berlin C2 in Verwendung. Die nachfolgenden Einschreibstempel hatten alle die  fast quadratische Rechteckform.

Standard- Einschreibbriefe sind die häufigste aufzufindende Verwendungsform. Allerdings relativiert sich die Häufigkeit unter Berücksichtigung von unterschiedlicher  Frequentierung an den verschiedenen Standorten und in den teils später rasch wechselnden Portophasen. Ich werde diese Gesichtspunkte  noch einmal abschließend betrachten und berücksichtigen.
Der folgende Orts- Einschreibebrief dokumentiert den Automaten am Postamt W 9, Linkstrasse am Potsdamer Bahnhof.

                 
                               

Der Tagesstempel vom Postamt W9 datiert vom 30.9.1910 und 9 bis10Uhr vormittags. Der Posteingangsstempel rückseitig vom Postamt W 50 zeigt am gleichen Tag die Uhrzeit 1 bis 2 nachmittags und verblüfft uns damit immer wieder mit der damaligen schnellen Briefbearbeitung. 1910 ist für den Einschreibautomaten am Postamt W9 noch ein „Erstjahres“- Beleg, denn der Automat wurde im März 1910 eingebaut und gehört zu den ersten drei Versuchsmodellen. Mit 25 Pfennig portogerecht für den Ortsbrief im Einschreibverfahren. Frankierung mit 5 und 20Pfennig Freimarken der Germaniaausgabe.


                              


Die obige Abbildung zeigt uns eine Einschreib- Eilboten- Versendung vom Standort Breslau. In Breslau waren gleich die drei Postämter1, 2 und 5 mit Einschreibautomaten ausgerüstet, die wohl alle 1911 gestartet sind und recht langfristig liefen. Der Beleg vom Postamt Breslau 2 am oberschlesischen Bahnhof in der Teichstrasse zeigt mit Datum vom 25. August 1926 eine seltene zusätzliche Eilboten-Versendung. Das entsprechende Porto ist mit 70 Pfennig durch 50Pfennig Freimarke im Korbdeckelmuster und 20Pfennig Freimarke  Reichsadler tarifgerecht  für Einschreiben und Eilboten je 30 Pfennig ( Tarif ab 1.6.1924 ) und Fernbrief 10 Pfennig ( Tarif  ab 1.1.1925) abgedeckt.

Ansonsten hat der Beleg eine weitere historische Dimension. Die technische Entwicklung bleibt nicht stehen. Die Spezialität der „Retophon-Sprechmaschinen-Fabrik Breslau“ 1926 war ein stationärer Telephontisch, ausgebaut zur Nikotinquelle- ein Rauchtisch! In der heutigen Raucher feindlichen mobilen Handyzeit  eine erstaunliche Entwicklung und  Erkenntnis nach  nur 80 Jahren in zweierlei Hinsicht!


Schon mehrfach wurde eine Verbesserung der Einschreibautomaten ab 1910 betont. Der Hersteller –  die DAPAG EFUBAG – stellten in ihren technischen Mitteilungen Nr.8 von 1910 die Weiterentwicklung im Einschreibautomaten  selbst bildmäßig vor.



                   


Von der verbesserten  Automatenversion bestellte das Reichspostamt 1910 ca. weitere 20 Automaten. Neben den schon oben aufgeführten Hinweisschildern  war links neben der Briefzugangstür ein weiteres Schild angebracht als Bedienungshinweis sogar mit Briefabbildung. Die Anschriftenseite sollte nach links zeigen mit den ebenfalls links unten platzierten Freimarken. Trotz der Abbildung auf dem Automaten gelangte der Brief häufig verdreht in den Einführungsschlitz hinter der Einlegetür. Eine der Verbesserungen war die vergrößerte Formatannahme. Ebenfalls interessant war die Neueinrichtung  zur Spätauflieferung der Einschreibbriefe nach 8Uhr abends durch 20Pfennig- Münzeinwurf. Dazu war unter dem Hinweisschild in Augenhöhe links ein Einwurfschlitz vorhanden. Die Einstellung zur Sperrung nach 20Uhr und Umstellung auf Münzeinwurf erfolgte rückseitig  am Automaten durch den Postbeamten.


Für eilige Firmen nach Dienstschluss sicherlich eine brauchbare  Erfindung. Das folgende Briefbeispiel zeigt eventuell eine mögliche Spätverwendung  auf dem Postamt Hamburg 18, Mönckebergstrasse 7. Denn der Tagesstempel verwendet am 30. Dezember 1912  die Uhrzeit 8 bis 9 Uhr nachmittags, ferner sehen wir eine Nutzung des Einschreibautomaten zur Versendung als Postauftrag ( schuldnerische Bargeldeinziehung  durch die Post mit bankmäßiger Verbuchung für den Absender).
  

                                  


Sicherlich eine relativ seltene Nutzung des Einschreibautomaten aber nicht unbedingt vom Standort in Hamburg 18. Hier existieren gleich 4 Postauftragsbriefe aus 1911 und 1912 an unterschiedliche Postamtsadressen (hier Cuxhaven) aber stets als Absender die Fa. J. Borchardt.  Der Postbeauftragte der Firma kannte sich eben aus und entledigte sich so schnell seiner Arbeit.   Portogerechte Verwendung mit Freimarke 30 Pfennig Germania.



2)         Aspekte der unterschiedlichen Portophasen während der Automatenbetriebszeiten im Einschreibverfahren von 
            1909   bis 1931.


Die Betrachtung der Einschreibautomaten  von 1909 bis 1931  über 22 Jahre  verlangt einen kurzen historischen Rückblick. Die Kaiserzeit mit durchaus angemessenem Wohlstand bei schon damals globalen Wirtschaftsbeziehungen  führte 1914 in den ersten Weltkrieg mit seinen katastrophalen menschlichen und auch wirtschaftlichen Folgen.

Waren also die Anfangsjahre der deutschen Einschreibautomaten geprägt von Inbetriebnahmen und stabilen Portotarifen, so folgte mit dem ersten Weltkrieg die Phase der Automatenausfälle durch schlechte Wartung, Stilllegung  (s. Bayern 1916) und inflationäre Portotarife.

Eine Bestellung der Deutschen Reichspost über 50 weitere Einschreibautomaten zur Ausstattung der Postämter vom Mai 1914 wurde nicht mehr ausgeführt. Die DAPAG-EFUBAG sah sich ferner in der Folgezeit des Krieges  nicht in der Lage alle Postwertzeichengeber und auch die Einschreibautomaten ordnungsgemäß zu warten. Schon durch die dadurch bedingten Ausfallzeiten gerieten die Automaten wohl etwas aus dem Blickfeld der Postkunden. Anstehende wechselnde Portotarife der Inflationszeit  machten die Handhabung sicherlich nicht einfacher und die Vorschrift von zusätzlich auszufüllenden Einschreib- Einlieferungszetteln ab 1921 waren der Automatenakzeptanz ebenfalls sicherlich abträglich. Dies erklärt trotz des langen Zeitraums von 22 Jahren die relative Seltenheit der Belege. Zudem gab es sicherlich nur eine begrenzt begleitende philatelistische Sammlerschaft in unserem heutigen Sinne und schon gar nicht in differenzierter Betrachtung von Automaten zur Einschreib- Auflieferung.

Dennoch nun nachfolgend eine kleine Beispielserie beginnend 1919 nach dem 1.Weltkrieg und zunehmender inflationärer Geldentwertung in Deutschland.

  
                         

Der Einschreib- Automatenbeleg vom Standort Wiesbaden 1 datiert vom 2. März 1919 mit der Uhrzeit 4-5 nachmittags. Das 45 Pfennig- Portoentgeld errechnet sich als Fernbrief in der 2. Gewichtsstufe mit 25 Pfennigen und dem Einschreibtarif zu 20 Pfennigen und wurde mit Marken der Germania- Ausgabe freigemacht.

Der Einschreibnumerator war etwas unleserlich abgeschlagen und wurde im Rechteckstempel bei Eintragung in das Journal  mit 479 handschriftlich wohl noch zusätzlich ein weiteres Mal vermerkt. Ankunftstempel Berlin- Steglitz vom 3.März 1918 10-11Uhr  rückseitig.


Der nachfolgende Brief vom Einschreibautomaten Berlin 7 vom 29. Januar 1920 ist ebenfalls mit 45 Pfennig berechnet (Germania  Mehrfachfrankatur 15 Pfennig) als Ortsbrief der ersten Gewichtsstufe  mit  15 Pfennigen  und Einschreibtarif zu 30 Pfennigen Postgebühr.

          
                                   

Der Einschreibautomaten- Standort Berlin NW 7 am Postamt Dorotheen Strasse 18 war eine Umstellung ca. Juli 1913 vom  Postamt N 24  Oranienburger Strasse.


Die beiden gezeigten Briefe  aus 1919 und 1920  erreichten jeweils Herrn Karl Lahn in Berlin- Steglitz. Hier liegt dementsprechend vermutlich doch wohl  philatelistisches Interesse an unseren Einschreibautomaten zu Grunde. Zumindest ist ferner eine berufliche Beförderung erkennbar vom Postsekretär im Jahr 1919 zum Ober- Postsekretär im Jahr 1920.



Ebenfalls aus 1920 datiert der folgende R- Automatenbrief vom Standort Leipzig Postamt 13 am Augustusplatz.
Der Ortseinschreibbrief erforderte am 11.3.1920 in der 2. Gewichtsstufe 50 Pfennig Portoentgeld, das mit der Markenausgabe zur National- Versammlung in Weimar entrichtet wurde. Zur 30 Pfennigmarke wurden noch die 10 Pfennigwerte als Marke und Ganzsachenausschnitt verwendet. Der Postamtsstempel Leipzig 13 vom 11.3.1920 lief mit Hinweis zur Leipziger Mustermesse. Auch bei diesem etwas beschnittenen Beleg ist ein philatelistisches Interesse doch zu vermuten, denn es gehört dazu ein passender Einlieferungsschein mit Zählnummer 304. Solche „Pärchen“ sind in der heutigen ATM- Szene von Brief- bzw. Marke und passender Automatenquittung  absolut geläufig. Aus der Einschreibautomatenserie 1909 bis 1931 sind mir bis dato ( Januar 2009 ) nur  8 solche Belegkombinationen bekannt.          
                                      
                                                               

Brief und Posteinlieferungsschein sind im Kontrast verstärkt zur besseren Darstellung der Einschreib- Automatenstempel von Leipzig 13 mit Datum vom 11. März 1920 und Nummer 304. Der Posteinlieferungsschein zeigt im Vordruck noch den Kaiseradler mit Krone.

Mit Beginn der Weimarer- Republik sollte das Quittungsvordruckpapier geändert werden. Die Ausführung zeigte entsprechend den Republik- Adler ohne Kaiserkrone. Aber in der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg gab es sicherlich andere Sorgen. Selbst mühsam wieder in Stand gesetzte Einschreibautomaten ruhten teilweise mangels passendem Quittungspapier oder wurden - „Republik hin oder her“ - mit dem Kaiseradlervordruck  (siehe oben) weiterbetrieben.

In Leipzig erfolgte wohl  eine Zusammenlegung des Postamtes 13 mit dem direkt benachbarten Postamt 1 (Poststrasse). Der Rechteckstempel im Einschreibautomaten wurde dabei  zum Postamt 1  wohl  ab Ende 1925 aptiert.

Der nachfolgende Automaten- Einschreibbrief stammt vom Standort Dresden A 1 und datiert vom 23. Dezember 1921. Die Portoberechnung zeigt nun schon im raschen Wechsel die zunehmende Inflation und in diesem Fall die Portoentgeldstufe mit 160 Pfennigen. Die Germaniafrankatur mit 2 x 50 Pfennig deckt die Einschreibgebühr und die Briefgebühr entspricht den 60 Pfennigen der Freimarkenausgabe „Arbeitergruppen“ im Tarif 1.4.1921.

                          


Im leicht verstärkten Kontrast ist der Rechteck- Einschreibstempel gut erkennbar mit Registriernummer 397 vom Altstadt Postamt 1 am Domplatz in Dresden. Mit Dezember 1921 liegt ferner ein bis dato absolutes Spätdatum des Standortes Dresden vor. Der rückseitige Absenderstempel  notiert Herrn  Rechtsanwalt SCHLECHTE aus der Seestrasse. Hoffentlich war der Briefinhalt zum Weihnachtsfest 1921 an den Privatier Kähling in der Villa Waldmeister  in Sassnitz auf der Insel Rügen  keine schlechte Nachricht.



Als letztes Briefbelegbeispiel in den wechselnden Brieftarifen der Inflazeit folgt  wieder ein Beleg vom Standort Leipzig 13. Dies verwundert nicht so sehr, da  dieser Standort die meisten bekannten Einschreib- Belegbeispiele aller Automaten liefert. Die Leipziger hatten wohl relativ gut funktionierende Automaten und waren der Handhabung und Nutzung gegenüber wohl recht aufgeschlossen. Mit Datum vom 27. September 1923 ist die Zeit der Hochinflation erreicht und ein  Postnutzer musste schon in der Vorabfrankatur von 500-Tausend Mark recht tarifsicher sein. Der Posttarif galt 10 Tage und wurde für Fernbrief und Einschreiben je 250-Tausend Mark  in Form  von 5mal 100-Tausend Mark entrichtet  ( 100-Tausend dkl.- grüner Aufdruck auf 400 Mark in hellgrün Michel- Nummer 290).
Der Einschreibstempel zeigt 951 zur Registrierung. Tagesstempel Leipzig 13 vom 27.9.1923 und 2-3 nachmittags. Ankunftstempel von Hamburg 36 mit Datum 28.9.1923 vormittags 5-6 rückseitig. 

                                  

Durch die kurze Tarifzeit von 10 Tagen wird natürlich auch ein Beleg vom Standort Leipzig 13 in dieser Form wieder recht selten. Ich werde  in der Abschlußbesprechung am Ende des Kapitels Einschreibautomaten noch einmal darauf zurückkommen.


3)                Auslandsversendungen und ihre Besonderheiten


Auslandsendungen mittels Briefaufgabe im Einschreibautomaten sind sicherlich nicht häufig zu finden. Versendungen als Postsache, im Eilbotendienst, Einschreibpostkarten und Postauträge sind jedoch  seltener. Ich werde dazu abschließend noch einmal Stellung  beziehen.

Im besagten Buch Nr.21 der INFLA- Bücherei beschreibt H. Türk die Notwendigkeit der zusätzlichen Verwendung eines Einschreib- Klebezettels bei Briefaufgabe  ins Ausland  zum Automaten- Rechteckstempel hinzu gemäß Vorschrift des Weltpostvereins.
Dazu passend ist der Hinweis in der Verfügung der Kaiserlichen Ober- Postdirektion von Berlin vom 30. April 1910. Von H.- J. Förster, Ammersbek stammt die informative Quellenangabe, die H. Oeleker, Soest  im Gildebrief 204 der Poststempelgilde e.V. im BdPh in der Novemberausgabe 2001 in einem Artikel (Seite 51) über die Einschreib- Automaten der Deutschen Reichspost- Auslandsbriefe  veröffentlicht hat:

„Auch die Vorschrift, dass die nach dem Ausland gerichteten Briefe noch mit einem Aufklebezettel beklebt werden müssen, wirkt störend bei der Eintragung der Briefe.“.

Das folgende Belegbeispiel vom Einschreibautomaten am Postamt Mannheim 1 mit Datum vom 25.8.1912 illustriert sehr schön die Handhabung.

          
                             

Der Brief nach Amsterdam / Holland war vorschriftsmäßig mit jeweils 20 Pfennig Brief- und Einschreibgebühr (Germania- Ausgabe) freigemacht. Der zusätzliche Einschreibklebezettel trägt die Registriernummer 849 und überdeckt den Einschreibstempel. In diesem Fall ist nur das Standortpostamt und die Jahreszahl 1912 erkennbar. Es gibt andere Beispiele, die den Automatenstempel nicht überdecken. In allen diesen Fällen zeigen sich unterschiedliche Einschreib- Registriernummern bezüglich Schalter- R- Zettel und Einschreibstempel der Automaten. Dies führte sicherlich in der Journalführung zur doppelten und zeitaufwendigen Dokumentation.
Dieser Vorgang erinnert fast 100 Jahre später etwas an den Samkyung- Betriebsversuch im PDL- Automaten. Hier bestand ja auch die Vorschrift das Automatenlabel mit einem Schaltereinschreiblabel bei Sendungen im Nachweisverfahren zu überkleben!


                     


Dazu hatten allerdings die Beamten der  PDL- Versuchspostämter Label im passenden Identcode, um die zusätzliche Bearbeitung  wenigstens zu erleichtern.
Hier demonstriert am Beispiel 08 0108 7286 9DE. Der zugehörige Automaten- Einlieferungsbeleg zeigt ebenfalls die zugehörige Sendungs- Kennung. Die Belegkombination stammt vom Standort Bonn Posttower s. folgende Abbildung. Auch diese Anweisung zur Überklebung wurde übrigens  nicht immer konsequent befolgt.

                                                                                                        

Der vergleichende  Ausflug in die Gegenwart war wohl erlaubt, nun aber zurück zu den alten Einschreibautomaten.

Es gibt  durchaus  Auslandssendungen  der Einschreibautomaten von 1909 bis 1931, die die zusätzlichen R- Aufklebezettel  nicht mehr aufweisen. Dies sind Sendungen vornehmlich aus späteren Betriebszeiten. Vielleicht hat sich diese Vorschrift bis dahin auch erledigt bzw. „abgeschliffen“.


                  


Der Auslandsbrief nach Shanghai mit Datum vom 23.Okt.1919 stammt vom Einschreibautomaten Standort Berlin NW7 mit der Registrierung 408 und hat keinen zusätzlichen Schalter- Einschreibzettel. Der Brief wurde laut Verordnung  (Reichsgesetzblatt S. 1324 vom 15.11.1918) geöffnet und wieder mit Banderole verschlossen. Rückseitig zwei amerikanische Durchgangsstempel NEW YORK mit Datum 11.12.1919. Chinesischer Ankunftsstempel. Umleitung nach HONGKONG. Die „lebhafte“ Germania- Frankatur mit 2, 2 ½, 3, 2x 5, 7 ½  und 35 Pfennigen summiert sich  portogerecht zur 60 Pfennig- Freimachung für den  Einschreib- Auslandsbrief im Tarif vom 1.10.1919.


4.        Quittungsvarianten  unter zeitlichem und posthoheitlichem Aspekt.

Schon mehrfach wurde auf die ausgeworfenen Posteinlieferungsscheine der Einschreibautomaten von 1909 bis 1931 verwiesen. Eine kurze Zusammenstellung soll diesen speziellen Gesichtspunkt etwas vertiefen. Grundsätzlich sind die Posteinlieferungsscheine zum Briefbelegmaterial bis dato im Verhältnis 1:6 anzutreffen. Die Automatenquittungen der
Einschreibautomaten sind also deutlich seltener dokumentiert. Vermutlich wurden sie noch weniger als das Briefmaterial beachtet und verschwanden z.B. mit der aufgelösten Buchhaltung eines Geschäftsbetriebes. Wie schon angeführt waren die 50 x 85 mm großen Posteinlieferungsscheine bedruckt im grünlichen Farbton  und zeigten anfangs den Kaiseradler  „sortiert in Reih und Glied“  bzw. übereinander „in versetzter Anordnung“.

                               
           

Der grünliche Farbton ist in der „sortierten“ Variante deutlich kräftiger. Hier vom Standort Hagen vom 25.Juli 1914. In dieser Variante ist auch der Text eingereiht:
POSTEINLIEFERUNGSSCHEIN. Die Aufschrift des Briefes kann vom Auflieferer auf der Rückseite vermerkt werden.
Die erste Quittungsvariante war zeitlich nicht beschränkt auf die Anfangszeit der  Einschreibautomaten, wie das folgende Beispiel vom Standort Berlin 017 aus dem Jahr 1917 zeigt. Leider Rostspuren von Büroklammern. Auch hier „Adler zum Stempel“ kopfstehend.

        


Auf die Probleme die Vordruckversion der Quittungen mit Republikadler d.h. ohne Krone  nach Ende des ersten Weltkrieges in den Automaten einzuführen, bin ich schon  beim Brief- Belegbeispiel  vom Standort Leipzig PA 13 von 1920 eingegangen.

Nicht erwähnt wurden bis dato die bayrischen Standorte der Einschreibautomaten in Nürnberg und München. Auch in eigener Posthoheit beteiligte sich Bayern 1911 also mit zwei Einschreibautomaten  und kündigte dies im Verkehrsministerialblatt vom 24.Juli  1911 an.

                                                                                                                                                                                                                ´         


Auch hier der Hinweis zur Behandlung der Automatenbriefe im üblichen Einschreibverfahren der Briefe mit Einschreib- Klebezetteln. Abb. INFLA- Buch Nr.21 H. Türk.


Mit eigener Posthoheit bis 1920 versehen, konnte das Königreich Bayern natürlich nur einen eigenen Quittungsvordruck mit bayrischem Staatswappen akzeptieren. Dieses Staatswappen ist im hellblauen Farbton (für die  Scan- Wiedergabe absolut ungeeignet) einreihig in der Mitte angeordnet mit den Texthinweisen Posteinlieferungsschein und Bayern in wechselnder Folge zwischen dem Wappendruck. Abb. INFLA- Buch Nr.21 H. Türk.


                                                                                         
   
      
Die Standorte der Einschreibautomaten in München und Nürnberg  sind letztmalig 1916 nachweisbar.  Aber auch Württemberg hatte ebenfalls in eigener Posthoheit am Postamt 1 in Stuttgart einen Einschreibautomaten. Wie die Merkur Nachrichten Stuttgart vom 29.August 1911 berichteten, soll der Quittungsdruck des Einschreibautomaten im grünen Farbton das Württembergische Wappen abbilden und  der Automat ging am 28.August 1911 in Betrieb.

Bis dato (Januar 2009) ist nach meinem Kenntnisstand kein Posteinlieferungsschein mit Wappen Württemberg zu dokumentieren.

                          

Wiedergabe aus INFLA- Buch Nr. 21 H. Türk, Mannheim.


5.        Abschlussbetrachtung der dt. Einschreibautomaten von 1909 bis 1931 nach Standorten, 
           Betriebszeiten, Portophasen und Versendungsformen.



Bei der Betrachtung der Einschreibautomaten von 1909 bis 1931 ist sicherlich eine tabellarische Übersicht sinnvoll und hilfreich. Ich habe versucht die Inbetriebnahmen festzuhalten, ferner die Daten der jeweils ersten und letzten bekannten  Belegbeispiele zu dokumentieren und auch Umsetzungen der Automaten zu berücksichtigen.

Die Tabelle erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Ich hoffe, dass weitere Meldungen eintreffen, um die Tabelle zu aktualisieren und zu verbessern. Grundlage waren meine eigenen Dokumentationen, das INFLA- Buch Nr.21 von H. Türk, Mannheim und  Unterlagen aus der Arbeitsgemeinschaft „R+V“-Zettel“ e.V. im BdPh.

Es gibt zusätzliche Standort- Erwähnungen in der philatelistischen Literatur von weiteren Einschreibautomaten mit Dortmund, Düsseldorf, Hamburg 1 und 11 und Lübeck, die ich nicht eingefügt habe, da sicheres Belegmaterial nicht vorliegt.
Aus dem Sammler- Express DDR Nr.11 (1977) sind einige (ca.20) weitere Daten bekannt, die aber ebenfalls mangels Vorlage nicht berücksichtigt sind, da wohl dort auch Doppelnennungen vorkommen.



Standort Postamt Inbetriebnahme erster bekannter Beleg letzter bekannter Beleg Umsetzung zum Postamt erster bekannter Beleg letzter bekannter Beleg
Berlin C2 09.11.1909 09.11.1909 28.12.1909 Mai 1913 Berlin O17 2.5.1917 14.5.1921
Berlin W9 März 1910 11.08.1910 27.04.1914 geplant nach W8?
Berlin N24 Juni 1910 13.10.1910 Juni 1913 Berlin NW7 04.09.1913 20.02.1928
Breslau 1 ca.Mai 1911 28.10.1914 23.01.1931
Breslau 2 ca.Mai 1911 20.02.1913 11.08.1926
Breslau 5 ca.Mai 1911 18.07.1916
Dresden A1 ca.Mai 1911 09.07.1918 23.12.1921
Duisburg 1 März 1911 07.03.1912 27.11.1913
Frankfurt/M.1 ca.Jan.1911 24.11.1911 20.07.1925
Hagen(Westf.) 1 ca.Mai 1911 25.07.1914 13.04.1920
Hamburg 8 ca.Mai 1911 30.05.1914 31.07.1914
Hamburg 12 ca.Mai 1911 17.07.1911 13.12.1912
Hamburg 18 ca.Mai 1911 05.08.1911 30.12.1912
Hamburg 36 ca.Mai 1911 28.04.1912 06.08.1914
Karlsruhe 1 ca.März 1911 13.10.1911
Leipzig 5 ca.Mai 1911 18.03.1912 27.10.1931
Leipzig 13 ca.Mai 1911 11.05.1912 10.12.1924 1925 PA Leipzig1 30.10.1925 08.06.1927
Magdeburg1 23.08.1912 20.08.1914
Mannheim 1 ca.Febr.1911 07.08.1911 25.08.1912 PA2 (?) Mannheim
München 1 ca.Juli 1911 11.07.1911 27.02.1916
Nürnberg 2 12.12.1912 01.05.1916
Stuttgart 1 28.08.1911 12.12.1912 16.04.1913
Wiesbaden1 ca.Febr.1911 27.03.1911 02.03.1919



Zur Beurteilung  sollte weiterhin der Hinweis dienlich sein, dass ca. 170 Briefbelege bis dato bekannt sind und zusätzlich ca. 35 Posteinlieferungsscheine.

Das Tabellenstudium  offenbart, dass nach 1920 praktisch  nur noch die Standorte Berlin NW7 und 017, Breslau 1 und 2, ferner Leipzig 5 und 13 bzw.1(Umsetzung)  dokumentiert werden können. Allein diese sechs Standorte liefern mit ca. 72 Briefbelegen und 12 Posteinlieferungsscheinen zusammen mit München1  mit 24 Briefbelegen und 3 Quittungen  über 65% des vorhandenen und bekannten Materials. Dabei ist Leipzig 1/13 mit 42 Belegbeispielen Spitzenreiter.
Andererseits verteilen sich diese Nachweise der Einschreibautomaten auch bei diesen „Top- Geräten“ auf verschiedene Portotarife und Versendungsformen und werden für Spezialisten dadurch auch nicht häufiger.
Die übrigen Standorte bewegen sich alle unterhalb von 10 nachweisbaren Belegen. Zusätzlich ist eine Aufschlüsselung nach verschiedenen Versendungsmöglichkeiten ebenfalls recht aufschlussreich. So können markenfreie Versendungen mit Postsache  und Avers (2x), Eilversendung (3x), Postaufträge (8x), Postkarten (11x) und Auslandsbriefe (21x) nachgewiesen werden. Sind solche seltenen Versendungsformen dann noch von  Standorten mit geringem Nachweismaterial, dann handelt es sich fast um Einzelstücke.

Viele Standorte waren nach dem ersten Weltkrieg ausgeschieden. Mangelnde Wartungsmöglichkeit und geringe Frequentierung an  einigen Standorten sind sicherlich dafür bestimmend gewesen.

Auch ein gewisser Bedienungsaufwand darf nicht vergessen werden, der auch für die Postbeamten  anfiel und vermutlich zur negativen Bewertung führte. Einfärbung der Stempelrollen, Tagesumstellung im Einschreibnumerator, Sperrung gegebenenfalls auf Spätgebühr, Journal-Listenführung mit Eintragung des Einschreibbriefes, Kontrolle der portogemäßen Frankierung und evtl. Nachgebühr- Erhebung und noch Abstempelung des Briefes lassen schon  einen erheblichen Aufwand erkennen. Der Zeitgewinn des Postkunden speziell in betriebsamen Schalterstunden schlug sich sicherlich nicht für den Postbeamten nieder, da die Journallisten aus haftbaren Versicherungsgründen noch zusätzlich unter Zeugen geführt werden sollten.

Durch die schon mehrfach erwähnte „fehlerhafte“ Einführung des Briefes im Automaten, gab es außerdem zahlreiche Platzierungsmöglichkeiten des Automatenstempels, die ebenfalls die nachträgliche  Bearbeitung nicht vereinfachten. Das führte gelegentlich sogar zu rückseitigen Abschlägen. Schon aus diesem Grunde wurde werkseitig ein kleiner Stempel mitgeliefert (!), der diesen Umstand berücksichtigte und auf der Briefvorderseite abzuschlagen war.

                                                                                         

Der Arbeitsaufwand war also für die Schalterbeamten auch bei diesem Automaten nicht unbedingt als geringfügig anzusehen. Vielleicht wurde auch schon deshalb bei schlecht frequentierten Automaten  der Abbau forciert.

Abschließend möchte ich an dieser Stelle wieder einen Bogen zur deutschen Postautomation der Gegenwart schlagen. Hier hat H. Türk selbst einige Belegstücke initiiert. Als Ingenieur der Technik zugewandt, war er für moderne neue Konzeptionen offen. Er nutzte selbst gefertigte Briefumschläge mit Abbildung des Einschreibautomaten von 1909, um sowohl den Münzfreistempler von Francotyp 1954, den Münzwertzeichendrucker von Klüssendorf Typ 631 und die Selbstbedienungspostämter der DDR  im Einschreibverfahren optisch  mit unserem alten R- Automaten zu integrieren.

                            

Einschreibbrief vom Selbstbedienungspostamt Berlin 1017 mit Datum vom 23.11.1987. Passend dazu vom alten Standort Berlin 017 ein abgebildeter Stempelabschlag vom Einschreibautomaten aus 1919. Darunter Darstellung eines  eingebauten R- Automaten.  Die Einschreibemarke zeigt die Beziehung der Briefaufgabe zum Einschreibautomaten 1909 ebenfalls ohne Postschalternutzung 90 Jahre später.

                         

Der „Türk“- Briefumschlag vom  1988  illustriert gleich vielfältig die Deutsche Postautomation. Er zeigt einmal Stempelabschlag und Einschreibautomaten von 1909. Der Brief ist mit einer Automatenbriefmarke aus dem Münzwertzeichendrucker Berlin Standort 03 vom Postamt 12 (Quittung vorhanden) freigemacht und der Sonderstempel der „Gemeinschaft für Gegenwartsphilatelie E.V.“  ist dem Münzfreistempler der Firma Francotyp von 1954 gewidmet und bildet den „Barfreimachungsbriefkasten“ ab. Die Einschreibversendung erfolgte im Selbstbucherverfahren (Unterscheidungsbuchstabe uk = K. Kopplin, Berlin,  Erstverwendung am 3.9.1988).


                         


Den Abschluß bildet ein „Türk“- Umschlag mit Stempelabbildung seines Heimatortes Mannheim, benutzt in Berlin am Ersttag der Berliner Automatenmarke 4.5.1987 (Quittung vom zugehörigen Standort 03 PA 12 vorhanden) als  Einschreibbrief im  Orts- Sondertarif zu DM 2,50.  Hier ebenfalls als Einschreibselbstbucher aber diesmal nicht „von der Rolle“  sondern als eingedruckter R- Zettel (soweit erinnerlich von H .Habener, Berlin).

Die Hommage an H. Türk war mir erlaubt. Wir hatten jahrelang einen guten persönlichen Kontakt. Leider hat er nicht mehr erlebt, dass viele nachfolgende Münzfreistempler im System der automatischen Briefannahme, die Postdienstleistungsautomaten von Samkyung und die Briefstationen von Samkyung und Telefrank nicht nur Freistempler waren sondern auch Einschreibautomaten und damit eine Fortsetzung seines geliebten Steckenpferdes in der Philatelie.


Da in diesem Kapitel der Deutschen Postautomation auch nach 100 Jahren noch viel Forschungspotential steckt, erbitte ich Belegmeldungen zur Verbesserung und Ergänzung, die ich gerne unter Namensnennung einfügen könnte und möchte.



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